Schildert Leben auf Straße

Claudia (45): "Die halten mich offenbar für Freiwild"

Claudia kämpfte sich aus der Obdachlosigkeit. Doch beim Verkauf einer Straßenzeitung in Linz wird sie immer wieder Opfer sexueller Belästigung.
Lea Strauch
18.09.2025, 05:00

"Ich habe meine Würde und meine Rechte, auch wenn ich kein Geld habe", sagt Claudia Stadlbauer (45) entschlossen im Gespräch mit "Heute". Die Linzerin lebte jahrelang auf der Straße, schaffte den schweren Weg aus der Obdachlosigkeit. Heute arbeitet sie als Redakteurin bei der Straßenzeitung Kupfermuckn und verkauft auch selbst.

Erzähle uns deine Story!

Wurde dir eine Beihilfe gestrichen? Kannst du dir das Leben kaum mehr leisten? Ist dir gerade etwas besonders Trauriges, Witziges oder Erstaunliches geschehen? Bewegt dich ein anderes Thema? Bist du der Meinung, dass deine Geschichte erzählt werden sollte? Dann melde dich bei uns unter [email protected]. Denn deine Story ist uns wichtig!Mail an uns

"Da werde ich eiskalt"

Doch der Alltag auf der Straße bringt für sie nicht nur Begegnungen mit freundlichen Menschen – sondern auch mit Männern, die jede Grenze überschreiten. "Die halten mich offenbar für Freiwild", erzählt Claudia fassungslos. Sogar während ihrer Schwangerschaft wurde die 45-Jährige belästigt – trotz deutlich sichtbarem Babybauch.

Mehr als eine Zeitung

Die Straßenzeitung Kupfermuckn ist ein Kultur- und Beschäftigungsprojekt der Arge für Obdachlose. Über die Mitgestaltung und den Verkauf der Zeitung wird Wohnungslosen und in Armut lebenden Menschen ein Zuverdienst geboten. Seit mittlerweile fast 30 Jahren kommt der überwiegende Teil der Texte aus der Betroffenen-Redaktion.

So kann die Organisation unterstützt werden:

Spendenkonto: Arge für Obdachlose
IBAN: AT46 1860 0000 1063 5860
BIC: VKBLAT2L

Die Spende kommt ausschließlich sozial benachteiligten Menschen zugute.

Erst im Frühjahr erlebte sie wieder eine entwürdigende Szene: Ein älterer Herr winkte sie zu sich – scheinbar um eine Zeitung zu kaufen. Stattdessen fragte er, wie sie zu ihrem Körper stehe. "Da war ich momentan baff." Sie fragte, was er damit meint. Die Antwort: "Ich stehe einfach auf schöne Brüste."

Claudia sah ihm in die Augen und sagte ohne Umschweife, "dass ich für sowas nicht zu haben bin. Da werde ich eiskalt." Dass die Kupfermuckn-Verkäuferin so stark reagieren kann, war aber nicht immer so: "Damals habe ich gedacht, ich darf nicht nein sagen." Mittlerweile habe sie viel dazugelernt.

"Spart euch eure dummen Sprüche"

"Ich habe auch schon mal überlegt, wegen des Stresses mit dem Verkaufen aufzuhören", gesteht Claudia. Doch der Job bedeutet ihr viel zu viel: ein kleiner Zuverdienst, Beschäftigung – und vor allem der Kontakt mit netten Menschen. Ihr klarer Appell: "Spart euch eure dummen Sprüche. Dafür bin ich mir zu viel wert."

{title && {title} } Lstr, {title && {title} } 18.09.2025, 05:00
Weitere Storys
Jetzt E-Paper lesen