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Virologe: Corona "wird kein gutes Ende nehmen, wenn..."

Der Wiener Virologe Norbert Nowotny warnt in einem Interview vor der sich ausbreitenden Corona-Ignoranz "mancher Bevölkerungsgruppen".

Roman Palman
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Virologe Norbert Nowotny von der VetMedUni Wien, 29. September 2020
Virologe Norbert Nowotny von der VetMedUni Wien, 29. September 2020
picturedesk.com/Franz Neumayr

Die Gemeinde Kuchl im Salzburger Tennengau steht ab Samstag Mitternacht unter Quarantäne. Landeshauptmann Wilfried Haslauer spricht von einer alternativlosen Maßnahme, da die Corona-Situation in dem Ort "aus dem Ruder" zu laufen drohe. Der zugehörige Bezirk Hallein wurde wegen der steigenden Neuinfektionszahlen auf der Corona-Ampel des Bundes auf Rot gestellt, am Donnerstagabend folgten weitere Bezirke: Wels (OÖ), Innsbruck und Innsbruck-Land (Tirol).

Ergebnis der Corona-Ignoranz

Laut der Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz könnten die Salzburger Behörden, die vielen Cluster, die etwa in Familien oder nach privaten Feiern ausbrechen, nicht mehr eingrenzen und nachverfolgen. Das liege vor allem an der mangelnden Kooperationsbereitschaft der Bevölkerung. "In sozialen Medien wird sogar dazu aufgerufen, unkooperativ zu sein", so die Landessanitätsdirektorin weiter.

"Das ist jetzt das Ergebnis", erklärt auch Virologe Norbert Nowotny von der VetMedUni Wien im Interview mit Puls24-Moderatorin Bianca Ambros in Hinblick auf die Situation in Kuchl. Gleichzeitig zeigte er sich besorgt über die österreichweite Tendenz, "dass manche Bevölkerungsgruppen die Maßnahmen nicht mittragen". In solchen Fällen könnte eine Quarantäne wie in Kuchl notwendig werden.

"Ich kann nur sagen, dass das – wenn das so weiter geht – kein gutes Ende nehmen wird", so der Mediziner weiter. 

Die Gründe für den aktuell dramatischen Anstieg der Fallzahlen in fast ganz Europa seien vielschichtig, so Nowotny weiter. Ein Grund steche aber besonders heraus: "Im Gegensatz zu März/April, wo die Infektion im wesentlichen noch in Form von Clustern abgelaufen ist, und diese relativ gut eingegrenzt werden konnten, ist es jetzt so, dass sich das Virus bereits mehr oder weniger ungehindert in der Bevölkerung ausbreitet." Die Cluster-Nachverfolgung sei sehr schwierig geworden.

"Wann immer man jetzt irgendwo testet, gibt es immer ein paar Positive, die dann per Zufall entdeckt werden." Das zeige, dass das Virus überall in der Bevölkerung angekommen ist.

"Was das Bundesland Salzburg ist notwendig aber richtig", so der Virologe weiter. Er wünsche sich auch von den anderen stark betroffenen Bundesländern "restriktive Maßnahmen". "Die Sache ist die: Wir sind in dieser zweiten Welle, da gibt es nichts mehr schönzureden. Und es gilt das Gleiche wie bei der ersten Welle; [...] wir müssen diese Epidemiekurve flach halten."

Schärfere Maßnahmen für Wien?

Das sei im März/April "wunderbar" gelungen, doch jetzt "besteht die Gefahr", dass unser Gesundheitssystem an seine Grenzen stoße, warnt der Experte. In nur einem Monat könnten alle verfügbaren Intensivbetten gefüllt sein, wenn die Neuinfektionszahl nicht dauerhaft wieder gesenkt werden kann.

Wien sei zwar momentan nicht DER Hotspot Österreichs, aber nach Einschätzung des Experten werden auch die Bundeshauptstadt bald mit restriktiveren Maßnahmen nachziehen müssen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hatte noch am Donnerstagabend schärfere Maßnahmen für ganz Österreich angekündigt. Welche das genau sein werden, wollte der Minister aber noch nicht konkretisieren – "Heute" berichtete.

Restaurantbesuche "ohne großes Risiko"

Nowotny selbst hofft auf eine bundesweite Vorverlegung der Sperrstunde auf 22 Uhr. "Ich möchte aber auch explizit sagen, dass zum Beispiel Restaurantbesuche durchaus ohne großem Risiko möglich sind – wenn die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden." Das Risiko bestehe vorranging in Bars oder Diskotheken, wo eben kein Abstand eingehalten und auch kein Mund-Nasen-Schutz getragen werde.

Im Rahmen des knapp 14 Minuten langen Interviews erklärte der Virologe unter anderem auch, weshalb es in den letzten Wochen zu so einem rasanten Anstieg der Fallzahlen gekommen ist. Das gesamte Interview gibt's im Video oben zum nachsehen.

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