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Das weiß Facebook über deine Ernährungsgewohnheiten

Anhand von Social Media-Postings lassen sich die Ernährungsvorlieben der Bevölkerung ablesen. Das zeigt jetzt eine neue Studie aus Niederösterreich.

Sabine Primes
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Facebook-Postings verraten mehr als man zuerst meinen möchte.
Facebook-Postings verraten mehr als man zuerst meinen möchte.
Getty Images

Ein fleischloser Lebensstil gilt als eine der wichtigsten Optionen zur Eindämmung des Klimawandels. Neben der Senkung des Ressourcenbedarfs und der Treibhausgasemissionen hat eine Änderung des Lebensstils ein starkes Potenzial, die Umweltbelastung zu begrenzen. Der vegetarische und vegane Lebensstil erfreut sich weltweit steigender Beliebtheit - das lässt sich auch anhand von Postings auf der Social Media-Plattform Facebook ablesen.

Für ihre Studie verwendete Sibel Eker von der Forschungsgruppe Energie, Klima und Umwelt beim International Institute for Apllied Systems Analysis (IIASA) Zielgruppensegmentierungsdaten der Werbeplattform von Facebook, um das Ausmaß und die Treiber des Interesses an nachhaltigen Lebensstilen, insbesondere an einer pflanzlichen Ernährung, auf globaler Ebene zu analysieren. Zwischen September 2019 und Juni 2020 wurden Daten aus 131 Ländern und rund 1,9 Milliarden Menschen erhoben. 210 Millionen davon interessierten sich für Vegetarismus und 33 Millionen interessierten sich für nachhaltiges Leben.

Bildung, Geschlecht, Einkommen, Alter und Region

Bildung ist der wichtigste Antrieb für das Vegetarismus-Interesse beim Facebook-Publikum. Dieser Befund stimmt mit empirischen Studien überein, denen zufolge Vegetarier tendenziell besser ausgebildet sind als Fleischesser. Ein hohes Bildungsniveau führt entweder zu einem sehr positiven oder sehr negativen Einfluss auf das Interesse an Vegetarismus. 

Hohes Interesse in skandinavischen Ländern 

Das Interesse an Vegetarismus ist beim Facebook-Publikum in Singapur, Schweden, Finnland und Israel am häufigsten. Trotz der Länder, die ein relativ hohes Interesse an nachhaltigem Leben und Vegetarismus zeigen, wie etwa die skandinavischen Länder, stehen die beiden Phänomene nicht in unmittelbarem Zusammenhang. Mit anderen Worten: Das landesweite Interesse an einer nachhaltigen Lebensweise führt nicht zu einem landesweiten Interesse an Vegetarismus als Indikator für nachhaltige Ernährung oder umgekehrt.

Mehr Interesse bei Frauen und Jungen

Das Geschlecht hat einen sehr ausgeprägten Einfluss auf das Vegetarismus-Interesse, wobei Frauen und junge Menschen stärker interessiert sind als Männer und Ältere.

Höherer Fleischkonsum in einkommensstarken Ländern

Auch geografische Regionen spielen eine entscheidende Rolle für das Vegetarismus-Interesse des Facebook-Publikums. Westeuropa, Südasien, pazifische OECD-Länder und andere pazifische Asien haben ein hohes Interesse an Vegetarismus, während Subsahara-Afrika, Zentralasien und Osteuropa ein geringes Interesse an Vegetarismus haben. Während dies zum Teil kulturell erklärt werden kann (zB. geringer Fleischkonsum in Indien aus religiösen Gründen) spielt das Pro-Kopf-Einkommen innerhalb der Regionen eine wichtige Rolle bei dieser Unterscheidung zwischen hohem und niedrigem Interesse. In Regionen mit hohem Einkommen (Westeuropa, Nordamerika und Pazifik-OECD) wird zwar mehr Fleisch gegessen, allerdings ist auch das Interesse an fleischloser Ernährung größer. In Lateinamerika und im Nahen Osten zu sein hat einen ähnlichen positiven Einfluss auf das Vegetarismus-Interesse wie in den pazifischen OECD-Ländern, trotz ihrer niedrigeren Pro-Kopf-BIP-Werte.

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    Zwölf Prozent in Österreich

    Laut Studie beschäftigen sich in Österreich immerhin zwölf Prozent online mit alternativen pflanzenbasierten Ernährungsformen. Das sind zwar weniger als in Skandinavien oder in Israel, aber immerhin mehr als in Deutschland, wo sich nur acht Prozent für vegetarisches Essen interessieren.

    Die Analyse der Online-Postings soll dabei helfen, weltweite Trends beim Lebensmittelkonsum abzuschätzen. Für Österreich erwartet Sibel Eker in Zukunft mehr Vegetarier und weniger Fleischkonsum.