Der Klimawandel ist nicht nur ein Umweltproblem - er macht auch die Menschen ärmer. Laut einer neuen Studie des US-Ökonomen Derek Lemoine ist das durchschnittliche Einkommen in den USA wegen steigender Temperaturen bereits um rund 12 Prozent gesunken. Für Europa darf man von ähnlichen Werten ausgehen. Das zeigt: Die Folgen der Erderhitzung sind längst im Geldbörsel angekommen.
Lemoine, Wirtschaftsprofessor an der University of Arizona, rechnete mit Wetter- und Einkommensdaten von 1969 bis 2019 - und simulierte, wie sich die US-Wirtschaft ohne den menschengemachten Klimawandel entwickelt hätte. Das Ergebnis: Der Einfluss des Klimas auf Preise, Handel und Produktivität ist größer als gedacht.
"Es geht nicht nur ums Wetter vor unserer Haustür", sagt Lemoine. "Wenn alle Regionen gleichzeitig betroffen sind, entstehen landesweite Schäden." Der Rückgang entspreche dem Effekt einer großen politischen Reform - und werde oft übersehen, so der Forscher.
Dabei ging es in der Studie gar nicht um Katastrophen wie Wirbelstürme oder Brände, sondern um alltägliche Temperaturverschiebungen - also mehr heiße und weniger kalte Tage. Diese Veränderungen beeinflussen Produktivität, Stromverbrauch, Lieferketten und letztlich die Einkommen.
Besonders gravierend: Regionen sind wirtschaftlich eng miteinander verflochten. Was in Kalifornien passiert, habe Auswirkungen auf Arizona - und umgekehrt. Der Klimawandel ziehe seine Kreise durchs ganze Land, erklärt Lemoine.
Was tun? Die wirtschaftlichen Kosten der Klimakrise sollen künftig so regelmäßig veröffentlicht werden wie Inflations- oder Arbeitslosenzahlen. Nur so könnten Firmen und Politik frühzeitig Maßnahmen setzen - etwa bei Standortwahl oder Versicherungsschutz.