Verkauf in Paris?

Das könnte mit den gestohlenen Louvre-Juwelen passieren

Die Beute aus dem Louvre-Raubzug zu Geld zu machen, wird laut Experten schwierig. Auch die Chance, die Stücke unbeschadet wiederzufinden, ist gering.
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25.10.2025, 17:59
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Wenige Tage nach dem spektakulären Diebstahl im Pariser Louvre schießen die Mutmaßungen, wo die gestohlenen Juwelen wieder auftauchen könnten, ins Kraut.

Einige Fachleute warnen, dass die auf einen Wert von rund 88,5 Millionen Euro geschätzten Preziosen bald eingeschmolzen oder zerteilt werden könnten – falls dies nicht schon geschehen ist. Wenn das gelingt, könnten diese kleineren Teile später als Elemente von neuen Ketten, Ohrringen oder anderen Schmuckstücken unauffälliger verkauft werden.

"Man muss sie nicht einmal auf den Schwarzmarkt geben, sondern kann sie einfach in einem Juweliergeschäft anbieten", sagt Erin Thompson, Expertin für Kunstverbrechen am John Jay College of Criminal Justice in New York. "Die Juwelen könnten bald selbst in unmittelbarer Nähe des Louvre verkauft werden."

Dies sei ein zunehmend verbreitetes Vorgehen mit gestohlenem Schmuck und Metallwaren, erklären Thompson und andere Experten. Auf diese Weise könnten Diebe versuchen, ihre Spuren zu verwischen und die Beute zu Geld zu machen. "Niemand kann die französischen Kronjuwelen in der Öffentlichkeit tragen, nachdem alle Welt in den vergangenen Tagen Fotos davon gesehen hat", sagt Christopher Marinello, Anwalt und Gründer des Unternehmens Art Recovery International. Aus demselben Grund sei es auch unglaublich schwierig, einen Markt für den Verkauf der vollständigen Schmuckstücke zu finden.

"Wahre Kunst ist der Verkauf"

Durch ein Auseinanderbrechen der Juwelen könnten die Täter den Diebstahl verschleiern, vor allem, wenn dies im Ausland geschehe, sagt Marinello. Allerdings werden solche Teile oft für einen Bruchteil des eigentlichen Werts verkauft – wegen ihrer kleinen Größe, aber auch weil das Einschmelzen oder Zerteilen von hochkarätigen Schmuckstücken deren historischen Wert zerstört.

Juwelen in Zentralbank gebracht

Der Prozess ist zudem nicht einfach. "Die wahre Kunst bei einem Kunstraub ist nicht der Diebstahl, sondern der Verkauf", erklärt der ehemalige ranghohe FBI-Ermittler Robert Wittman, der bei der US-Bundespolizei für Kunstverbrechen zuständig war. Die Räuber seien typischerweise "bessere Verbrecher oder Diebe als Geschäftsleute".

Im Unterschied zu einigen anderen Experten ist Wittman skeptisch, dass die Louvre-Täter ihre Beute erfolgreich in bares Geld umwandeln können. Diese umfasst ein Smaragd-Collier und Ohrringe, zwei Kronen, zwei Broschen, eine Saphirkette und einen einzelnen Ohrring, die im 19. Jahrhundert von Mitgliedern des französischen Hochadels getragen wurden. Unter anderem anhand ihrer Reinheit und ihres Goldanteils seien die Schmuckstücke möglicherweise auch nach einer Zerteilung immer noch identifizierbar, sagt Wittman. Der Verkauf des Diebesguts wäre daher weiterhin riskant.

"Egal was es ist, jemand wird es kaufen"

Auch Scott Guginsky vom gemeinnützigen Handelsverband Jewelers’ Security Alliance, der sich für die Prävention von Juwelendiebstählen stark macht, weist auf das Alter und die Qualität der Schätze hin. "So etwas kann man nicht auf den offenen Markt oder an ein Auktionshaus geben", sagt Guginsky, der früher die Einheit für organisierten Raub bei der New Yorker Polizei leitete.

Da die Diebe die Tat offenbar gründlich vorbereitet hätten, hätten sie vermutlich auch einen Plan für den Verkauf, sagt der Experte. Das könne auch bedeuten, zunächst abzuwarten. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie keine Vorstellung vom weiteren Vorgehen haben", sagt Guginsky. "Es findet sich immer jemand, der bereit ist, gestohlene Juwelen zu kaufen. Egal was es ist, jemand wird es kaufen."

Sara Yood vom Jewelers Vigilance Committee betont, dass die meisten Juweliergeschäfte Programme gegen Geldwäsche hätten und auf Warnzeichen wie ungewöhnliche Bestellungen, wiederholte Käufe und Bitten um Geheimhaltung achteten. Das Alter der im Louvre entwendeten Schmuckstücke führe allerdings dazu, dass sie im Fall eines Auseinanderbrechens schwer nachzuverfolgen seien. Denn anders als einige neuere Edelsteine verfügten die historischen Teile nicht über Markierungen wie Laserinschriften.

Zeit spielt gegen die Ermittler

Nach Angaben von Fachleuten wie Thompson können größere Juwelen so neu geschnitten werden, dass sie nicht mehr erkennbar sind. Eine Herausforderung sei es, jemanden zu finden, der über die entsprechenden Fähigkeiten verfüge und nicht zu viele Fragen stelle – aber es sei möglich, sagt sie. In den vergangenen Jahren sei es in Museen weltweit zu mehreren ähnlichen Taten gekommen. Diebstähle aus Depots könnten dabei länger unentdeckt bleiben: Das British Museum in London sucht noch immer nach einem Teil von 2000 Werken, die ein ehemaliger Kurator gestohlen und online verkauft haben soll.

Manchmal kann das Angebot einer staatlichen Belohnung für Informationen zu einem großen Raub die Ermittlungen beschleunigen. Die französische Regierung hat sich aber noch nicht entsprechend geäußert. Je mehr Zeit vergeht, desto geringer würden die Chancen, die historischen Juwelen zurückzubekommen, sagt Experte Marinello: "Ich denke, sie werden die Täter fassen. Aber ich glaube nicht, dass sie sie mit intakten Juwelen finden werden."

{title && {title} } 20 Minuten, {title && {title} } 25.10.2025, 17:59
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