Gemeinde klagt Land NÖ

David gegen Goliath – Streit um Deponie im Wienerwald

Wirbel im Wienerwald: 3.000 Bäume sollen in Weidlingbach einer neuen Deponie zum Opfer fallen, kritisieren Umweltschützer. Die Gemeinde klagte.
Bernd Watzka
23.05.2025, 12:29

Deponie in Natura-2000-Schutzgebiet

Eine Deponie mitten in einem Naturschutzgebiet – ist das heutzutage überhaupt noch möglich? Ja. In der Klosterneuburger Katastralgemeinde Weidlingbach (533 Einwohner) soll eine neue Aushubdeponie in einem Natura-2000-Gebiet entstehen – mitten im Biosphärenpark Wienerwald.

3.000 Baumstämme vor Fällung?

Durch den Bau der Deponie drohe "massiver Baummord", so die Naturschützer: "Nicht weniger als 3.000 Stämme sollen gefällt werden", sagt der grüne Stadtrat Johannes Edtmayer in der "Krone". Er zeigt sich über den positiven Baubescheid des Landes fassungslos: Durch den "massiven Lkw-Verkehr von etwa 16.000 Lasterfahrten im Jahr" würde in dem Gebiet die "natürlich gewachsene Struktur zerstört" werden.

"Das Gebiet ist Natura-2000-Gebiet, Landschaftsschutzgebiet, Vogelschutzgebiet und Teil des Biosphärenparks Wienerwald", fasst Johannes Edtmayer gegenüber "Heute" zusammen.

Naturschützer Johannes Edtmayer weist auf die "Schuldigen" hin.
Die Grünen Klosterneuburg/Johannes Edtmayer

"Intransparente Genehmigungspraxis"

"Wie kann eine Bodenaushubdeponie ausgerechnet in diesem Vogelschutzgebiet genehmigt werden?", ärgert sich Gemeinderätin Sabine Zuklin und kritisiert eine "auffallend intransparente Genehmigungspraxis" des Landes.

Die Baumschützer befürchten auch schlimme Folgen der geplanten Massenabholzung: "Halten die Baumwurzeln den Boden nicht mehr zusammen, so würde es bei Unwettern wie im Herbst des Vorjahres zu noch weit schlimmeren Überschwemmungen entlang des Baches kommen", heißt es weiter.

Ein Natura-2000-Gebiet ist ein besonders geschütztes Naturgebiet in der EU. Ziel ist es, seltene oder gefährdete Arten und Lebensräume in Europa langfristig zu schützen. Es geht dabei aber nicht nur um Naturschutz, sondern auch um nachhaltige Nutzung: Landwirtschaft, Forstwirtschaft oder Tourismus sind möglich, solange sie die geschützten Arten und Lebensräume nicht gefährden. In Österreich gibt es rund 350 Natura-2000-Gebiete – Wälder, Moore, Flüsse, Seen, Trockenrasen und Feuchtgebiete.

Deponie auf fast 50.000 Quadratmetern

Die neue Deponie soll laut Beschluss aus St. Pölten auf 47.000 Quadratmetern entstehen – mit einer Schüttfrist bis 2043, wie Leopold Schalhas von der Abteilung für Umweltrecht des Landes Niederösterreich auf "Heute"-Anfrage bestätigt.

Bewilligung "am Ende des Tages"

Eine Sachverständige für Naturschutz hätte die Pläne für eine Deponie im Naturschutzgebiet geprüft und "am Ende des Tages" eine Bewilligung empfohlen, so Schalhas, dem die Zahl von 3.000 gefährdeten Stämmen "etwas hoch vorkommt".

Gemeinde klagt Land Niederösterreich

Die Gemeinde Weidlingbach hat nun eine Klage gegen den Bescheid aus St. Pölten eingereicht und hofft, dass die Deponie doch noch verhindert werden kann. Am Wort sind nun die Verwaltungsrichter. Bis ein Urteil fällt, kann es Monate dauern.

{title && {title} } bw, {title && {title} } Akt. 23.05.2025, 14:19, 23.05.2025, 12:29