Kot verlangsamt Erderwärmung

Kein Scheiß! Wie Pinguine das polare Klima schützen

Eine neue Studie zeigt: Der Kot von Pinguinen könnte dabei helfen, die Erwärmung in der Antarktis zu verlangsamen – zumindest ein bisschen.
Bernd Watzka
23.05.2025, 11:22

Was auf den ersten Blick wie ein skurriler Scherz klingt, ist wissenschaftlich ernst gemeint: Pinguin-Kot, auch Guano genannt, wirkt sich offenbar klimakühlend auf die Antarktis aus. Das berichten Forscher im Fachjournal "Nature Communications Earth & Environment".

Ausscheidungen fördern Wolkenbildung

Demnach setzen die Ausscheidungen der Tiere große Mengen an Ammoniak frei, der die Bildung von Wolken fördert, berichten Forscher um Matthew Boyer im Fachjournal "Nature". Diese Wolken aus Aerosolen würden wie eine Isolationsschicht wirken. Sie verringern die Oberflächentemperatur und schützen so das Meereis.

Tausendfache Ammoniak-Konzentration

Besonders auffällig: Die Wirkung ist lokal messbar, vor allem rund um große Pinguin-Kolonien. Für die Studie ermittelte Aerosol-Experte Boyer von der Universität Helsinki die Ammoniak-Konzentration nahe einer argentinischen Antarktis-Station. Blies der Wind aus der Richtung einer Pinguin-Kolonie mit 60.000 Tieren, stieg die Konzentration um das Tausendfache an.

Die Werte blieben erhöht, auch als die Pinguine bereits weitergezogen waren. Zwar ist der Effekt nicht stark genug, um den Klimawandel aufzuhalten, aber er bremst die Erwärmung zumindest punktuell.

Tiere als globale Klimaschützer

Die aktuelle Studie wirft auch neue Fragen zur Rolle von Tieren im globalen Klimasystem auf. Bisher wurden solche biologischen Einflüsse kaum berücksichtigt – dabei könnten sie gerade in empfindlichen Regionen wie der Antarktis größer sein als gedacht.

Auswirkungen der Klimakrise auf die Antarktis

Die Erderwärmung bedroht die südpolaren Regionen auf vielfältige Weise

  • 🌡️ Erwärmung: Vor allem die antarktische Halbinsel zählt zu den sich am schnellsten erwärmenden Regionen der Erde. In manchen Gebieten stieg die Durchschnittstemperatur in den letzten Jahrzehnten um 2 Grad. 2020 wurden erstmals über 20 Grad Celsius auf der Halbinsel gemessen – ein Rekordwert.
  • 🧊 Eisschmelze und Meeresspiegel: Die Westantarktis verliert massiv Eis, vor allem der Thwaites-Gletscher („Doomsday Glacier“) bereitet Forschern Sorgen. Das Abschmelzen der antarktischen Eisschilde trägt wesentlich zum globalen Meeresspiegelanstieg bei – jährlich rund 0,4 mm. Wenn der Westantarktische Eisschild kollabiert, könnte der Meeresspiegel weltweit um bis zu 3 Meter steigen.
  • 🌊 Ozeanerwärmung: Das Meer rund um die Antarktis wird schneller wärmer als bisher gedacht. Die warmen Tiefenströmungen unterspülen Gletscherzungen von unten und beschleunigen so deren Zerfall. Gleichzeitig wird das Eis in der Umgebung instabiler, weil sich die Platten vom Festland ablösen.
  • 🐧 Bedrohung für Tiere: Arten wie der Adéliepinguin oder der Kaiserpinguin sind auf stabile Eisbedingungen angewiesen. Weniger Eis bedeutet weniger Brutplätze und schlechteren Zugang zu Nahrung. Auch Krill, die Nahrungsgrundlage vieler Meeresbewohner, ist vom Eisschwund betroffen.
  • 🌍 Globale Auswirkungen: Veränderungen in der Antarktis beeinflussen das Weltklima, z. B. durch Meeresströmungen und Luftzirkulation. Schmelzwasser kann die atlantische Umwälzströmung (AMOC) stören – mit möglichen Folgen für das Wetter in Europa.
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