"Man sieht nichts und die Augen frieren einem zu, bei so einem Eissturm", sagt "Heute"-Leser Michael Bübl, der sich an die Redaktion wandte, nachdem er gelesen hatte, dass die Fischerhütte am Schneeberg in die Winterpause gegangen ist. "Hätte es die Hütte nicht gegeben, wären mein Freund aus der Schulzeit und ich am Berg erfroren", sagt der 60-Jährige.
"Nachdem ich selbst am Schneeberg beinahe zu Tode gekommen bin und
mir die Fischerhütte das Leben gerettet hat, finde ich es nicht gut, die
Hütte im Winter zu sperren", sagt Bübl gegenüber "Heute". Er kommt gerade von Schneeschaufeln - dieses Mal aber nicht, um zu überleben, sondern weil es im Weinviertel, wo der Schlossermeister lebt, einen Kälteeinbruch gegeben hat.
"Es war schrecklich", schildert Bübl über seinen Überlebenskampf am Schneeberg: "Alles begann an einem wunderschönen Tag. Wir waren früh losgefahren, hatten den Wagen in Losenheim geparkt und befanden uns mitten im Aufstieg über den Fadensteig, als zunächst eine kleine graue Wolke hinter uns auftauchte." Die beiden Freunde wähnen darin kein Problem. Jeder mit einer schweren Schiausrüstung am Rücken, gehen sie ruhigen Schrittes weiter.
"In kürzester Zeit wurde aus der kleinen Wolke ein gewaltiger Eissturm. Der sturmartige Wind erstickte unsere Stimmen. Scharfe Eiskristalle peitschten uns ins Gesicht. Es gab keinen Handyempfang mehr und unser Gewand fror fest. Nase, Wimpern, Augen, überall legte sich Eis an. Wir wussten nicht, wie wir das überleben sollen", sagt Bübl.
"Es gibt jetzt nur eine Chance, haben wir uns gedacht. Das Handy in der Hand war mittlerweile ein Eisklumpen. Selbst wenn wir einen Notruf absetzen hätten können, es wäre kein Hubschrauber durch das Unwetter gekommen", fasst Bübl die prekäre Lage, in die er gekommen war, gegenüber "Heute" zusammen: "Die Fischerhütte war unsere letzte Hoffnung."
Bübl und sein bester Kumpel rafften all ihre Kräfte zusammen. Die beiden Wiener, die später beide aufs Land gezogen waren, hatten schon unzählige Bergtouren hinter sich: "Jetzt aufzugeben, hätte den Tod bedeutet. Wir schleppten uns daher mit Mühe und Not weiter - über die Ebene oberhalb des Steigs, wo es überhaupt keinen Windschutz mehr gibt."
Irgendwie schaffen es Bübl und sein Begleiter zur Fischerhütte. Zu ihrem Glück war der Winterraum zugänglich: "Wir hatten noch ein paar Nüsse und etwas Kleingeld dabei", sagt Bübl und fügt an: "Bei minus 10 Grad war der Raum unsere Rettung. Ein münzbetriebener Heizautomat half uns über die bitterkalte Nacht." Erst am nächsten Tag konnte der Schlossermeister aus Ernstbrunn mit seinem Freund aus Reichenau die Abfahrt wagen.
"Heute" hat beim Betreiber der Fischerhütte nachgefragt, ob der Winterraum nach der Schließung des regulären Hüttenbetriebs für Schutzsuchende weiterhin zur Verfügung steht. Hüttenwirt Michael Scheffer, der als Hüttenwirt am 2. November die Saison beendet hat und erst im Frühjahr wieder Gäste empfängt, sagt: "Die Hütte bleibt für die kommenden Monate geschlossen. Den Winterraum gibt es bereits lange Jahre und es wird ihn natürlich weiterhin geben."
Den Raum selbst ist sehr karg eingerichtet, vielleicht mit einer isolierten Baracke in Mini-Format vergleichbar - es gibt kein Bett, kein WC. Lediglich der münzbetriebene Heizautomat und eine Direktleitung zur Bergrettung stehen bereit. "Jetzt sind wir gerettet, habe ich mir gedacht. Es gab sogar eine alte Matratze, die wir auf Klapptische legen konnten. Die Bergrettung haben wir dann gar nicht mehr gerufen. Wir wollten nicht riskieren, dass es zu einem teuren Einsatz kommt, zumindest nicht gleich."
Zurück in Ernstbrunn, wo sich Bübl darüber freut, dass der Winterraum der Fischerhütte geöffnet bleibt: "Das Ganze war damals wirklich sehr dramatisch, unser Leben stand für Momente auf der Kippe. Das Erlebnis hat mich sehr geprägt", sagt Bübl heute - 14 Jahre später. Ob er es aber jetzt, mit "60 Lebensjahren am Buckel" aus einem Eissturm herausschaffen würde, weiß er nicht: "Ein Eissturm am Berg ist das Schlimmste, was es gibt. Gut, dass es solche Schutzmöglichkeiten gibt."