Die Formel 1 hat ihren ersten großen Haken bereits unter die laufende Saison gesetzt: McLaren ist nach dem Grand Prix von Singapur bereits Konstrukteurs-Weltmeister. Der prestigeträchtigste Titel in der Königsklasse ist zwar jener des Fahrer-Weltmeisters – doch aus Teamsicht zählt das Geld. Und davon hängt viel an der Konstrukteurswertung. Denn zwischen den Platzierungen liegen teils acht bis neun Millionen Euro Unterschied – Summen, die selbst für Topteams über Winterprogramme und Personalentscheidungen mitentscheiden.
Wer vorne landet, wird gleich doppelt bestraft. Weniger Windkanalzeit, weniger CFD-Rechenstunden – die Entwicklung fürs kommende Jahr wird dadurch schwieriger. Trotzdem will niemand nachlassen: In der Formel 1 ist jeder Mechaniker, Ingenieur und Fahrer ein Wettkämpfer. Und im Hintergrund tobt längst ein heimlicher Millionen-Krieg – um Platz zwei.
Hinter McLaren liefert sich ein Trio einen erbitterten Schlagabtausch. Mercedes liegt aktuell 27 Punkte vor Ferrari, Red Bull lauert nur acht Zähler hinter der Scuderia.
Russells Sieg und Antonellis starker fünfter Platz in Singapur verschafften Mercedes etwas Luft. Der Silberpfeil hat sich seit Baku stabilisiert, das Podium in Aserbaidschan und der Sieg zuletzt zeigten: Der W16 funktioniert wieder – zumindest auf engen Stadtkursen. In Austin aber droht der Rückschlag. Die langgezogenen Kurven werden die bekannte Schwäche beim Überhitzen der Hinterreifen schonungslos offenlegen.
Ferrari steckt derweil fest. Der SF-25 bleibt ein launisches Biest, und weder Leclerc noch Hamilton haben das Gefühl, dass das Team das Maximum aus dem Paket herausholt. Kein Podium seit Belgien, keine großen Fortschritte – und plötzlich ist Red Bull wieder da.
Das Team aus Milton Keynes hat seine Form rechtzeitig zurückgefunden. Verstappen trägt die gesamte Punkteflut fast im Alleingang, doch dank technischer Updates und besserer Abstimmungsarbeit hat der RB21 seine alte Stärke wiederentdeckt. Der Bulle ist zurück – und wittert Blut.