US-Präsident Donald Trump hat seine aggressive Zollpolitik fortgesetzt: Am Mittwoch gab es für viele Experten unfassbare Zoll-Ankündigungen. Trump bezeichnete den 2. April als "Befreiungstag" für die US-Wirtschaft. Er warf engen Handelspartnern in einem selbst für ihn ungewohnt aggressivem Tonfall vor, die USA bisher mit ihrer Zollpolitik "geplündert und vergewaltigt" zu haben. Am 5. April tritt für Handelspartner weltweit ein "Mindestzoll" in Höhe von zehn Prozent in Kraft – noch höhere Zölle für die "schlimmsten Übeltäter" am 9. April.
Die höheren Zusatzzölle betreffen wichtige Handelspartner der USA, darunter auch enge Verbündete wie die Schweiz und die Europäische Union. Importe aus Österreich werden mit Aufschlägen von 20 Prozent belegt. Trump nannte die Höhe der vorgesehenen Zölle für die jeweiligen Länder "ungefähr die Hälfte von dem, was sie von uns verlangen und verlangt haben". Allerdings: Diese Länder verlangen diese Zölle von den USA gar nicht, Trump hatte einfach das Handelsbilanzdefizit der USA als angeblichen Zoll gegen die USA verrechnet.
Die Börsenexpertin und Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft, Monika Rosen, erklärte am späten Freitagabend in der ORF-"ZIB2" bei Moderatorin Margit Laufer: "Es schaut zunächst nicht danach aus, dass wir so rasch zu einer Gegenbewegung kommen." Man müsse ehrlich sein, so Rosen: "Der Schock sitzt schon tief, das muss man ganz klar sagen." Wann sich die Börsen beruhigen würden, sei "sehr schwer zu beantworten", hieß es, eine kurzfristige Gegenbewegung erwarte sie sich, das Tief sei aber vielleicht nicht erreicht.
Nun würde gewartet, welche Reaktionen die Handelspartner setzen würden, entweder in Form von Gegenzöllen, aber auch in Form von Angeboten. Die Börse sorge dann für Schlagzeilen, "wenn sie fällt", so Rosen, sie sei in der Vergangenheit aber auch deutlich gestiegen, "wir hatten Platz nach unten". Beunruhigend sei jetzt "die Geschwindigkeit dieser Bewegung nach unten", so die Expertin. Die Nervosität sei hoch, man habe mit dem Ausmaß der Zölle nicht gerechnet. Komme es zu einer weltweiten Rezession? In den USA liege die Wahrscheinlichkeit bei 50 %.
Gleichzeitig hatte Trump damit gedroht, Förderungen für Bildungseinrichtungen zu streichen, die an ihm unliebsamen Themen forschen würden. Ganzen Studien- und Forschungsbereichen droht nun das Aus, Tausende Jobs im Bildungsbereich wackeln. Sebastian Schütze, Rektor der Universität Wien, schätzte die Situation ebenfalls in der "ZIB2" ein. "Definitiv ja" hätten sich bei ihm schon Forschende aus den USA gemeldet, die gerne nach Österreich kommen und hier arbeiten würden, hieß es, sie seien "komplett verunsichert" und würden Alternativen suchen.
Zu Clustern, die im Forschungsbereich in Österreich "schon gut sind", würde es sich laut dem Rektor lohnen, solche Fachkräfte aus den USA zu holen. Es brauche aber auch ein entsprechendes Budget für "Labore, Geräte", so Schütze. Es gehe den amerikanischen Kolleginnen und Kollegen aber vor allem um die Arbeit in einem Forschungsraum, "der Freiheit der Forschung ernst nimmt". Österreich sei für namhafte Forscher durchaus interessant, etwa im Bereich Quantentechnologie und Umweltsystemwissenschaften, hieß es.