Letzte Tage im Prozess

Diddy vor Gericht: Wie wahrscheinlich ist Verurteilung?

Unternehmer Sean Diddy Combs kann bereits nächste Woche mit einem Urteil rechnen. Seine Anwälte geben sich siegessicher.
25.06.2025, 09:28
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Am Montag wurde Joseph Cerciello, ein Spezialagent der Homeland Security Investigation, in den Zeugenstand gerufen. Das Ministerium der inneren Sicherheit war federführend in den Razzien von Sean "Diddy" Combs (55) Anwesen in Miami und Los Angeles, die den Prozess gegen ihn ins Rollen brachten. Nach der Befragung überraschte die Verteidigung die Geschworenen mit der Ankündigung, keine Zeugen aufzurufen. Auch der angeklagte Rapper wird auf eine Aussage verzichten.

Verteidigung glaubt an Freispruch

Der Entscheid der Anwälte legt nahe, dass sie ziemlich siegessicher sind. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 55-Jährigen unter anderem Racketeering (dt.: Erpressung) vor. Das würde bedeuten, dass er sein Unternehmen Combs Enterprise für kriminelle Tätigkeiten missbraucht hat.

Damit es zu einer Verurteilung kommt, muss die Staatsanwaltschaft belegen, dass Combs ein Unternehmen führte, das in mindestens zwei Fällen innerhalb von zehn Jahren ein "Muster von kriminellem Verhalten" verfolgte. Dafür hat sie in den letzten Wochen diverse Zeugen aufgerufen, die zusammen sogar sechs mutmaßlich kriminelle Tätigkeiten von Diddy beweisen sollen.

Kidnapping

Das sagen die Zeugen: Die Ex-Assistentin Capricorn Clarke erzählte im Zeugenstand, dass sie der Rapper unter Gewalt kidnappte und ihr mit einer Waffe drohte. Er wollte sie dazu zwingen, Kid Cudi zu ermorden.

Das sagt die Verteidigung: Sie dementiert, dass sich der Vorfall ereignet hat.

Brandlegung

Das sagen die Zeugen: Rapper Kid Cudi sagte vor Gericht aus, dass Diddy einen Molotow-Cocktail in seinem Porsche platzieren ließ und so das Dach des Sportwagens zerstörte. Der Unternehmer war eifersüchtig, weil Cudi zu der Zeit Cassie Ventura datete. Die Musikerin und ein Feuerwehrmann bestätigten den Vorfall, es wurden zudem Fotos des kaputten Autos im Gericht gezeigt.

Das sagt die Verteidigung: Die Anwälte bezeichnen die Vorwürfe als "bloße Spekulation" und warnen vor "erheblichen Gefahren unfairer Vorverurteilung". Sie argumentieren, dass die Aussage rechtlich irrelevant sei und ihren Mandanten in ein schlechtes Licht rücke, ohne dass dafür Beweise vorlägen. Die Verteidigung betont, dass es keine Zeugen, Fingerabdrücke oder andere Belege gebe, die Diddy mit der Brandstiftung in Verbindung brächten. Cudis Überzeugung, Combs sei verantwortlich, reiche nicht aus für eine Gerichtsverhandlung.

Bestechung

Das sagen die Zeugen: Der Ex-Security Eddy Garcia sagte unter Immunität aus, dass er von Diddy 100.000 US-Dollar erhielt, um das Prügelvideo aus dem InterContinental Hotel verschwinden zu lassen.

Das sagt die Verteidigung: Sie dementiert, dass Diddy den Hotelmitarbeitenden bezahlt hat.

Zwangsarbeit und Sexhandel

Das sagen die Zeugen: Ex-Assistentin Mia erzählte den Geschworenen, dass sie oft zu langen Schichten gezwungen wurde. Einst arbeitete sie fünf Tage durch, ohne zu schlafen. Zudem habe Combs sie mehrmals vergewaltigt. Die Ex-Freundinnen Cassie Ventura und Jane seien zu sogenannten Freak Offs gezwungen und Diddy habe auch sie mehrere Male misshandelt. Das Video aus dem InterContinental Hotel belegt Cassies Gewaltvorwürfe. Die Geschworenen durften zudem Videoaufnahmen der Sexpartys sichten.

Das sagt die Verteidigung: Der Sex, den die Frauen mit Prostituierten an den Freak Offs und Diddy selbst hatten, war einvernehmlich und Teil von seinem "Swinger"-Lebensstil. Im Prozess wurden Textnachrichten und Social Media Posts von Mia, Jane und Cassie gezeigt, in denen sie von den Partys und ihrer Arbeit schwärmen, sowie Diddy gegenüber Loyalität und Liebe äußern. Jane bestätigte in ihren Aussagen, dass sie den Rapper nach wie vor liebt und er ihre Miete zahlt. Laut Hauptverteidiger Marc Agniffilo habe Capricorn Clark dem Musiker während ihrer Zeit als Assistentin Nachrichten geschickt, in denen sie ihm sagte, sie sei "total verknallt" in ihn.

Ein Video zeigt verstörende Bilder zwischen Diddy und seiner Ex Cassie.
REUTERS/Carlo Allegri; CNN

Transportation mit dem Hintergrund von Prostitution

Das sagen die Zeugen: Cassie wurde von Diddy angewiesen, einen Reiseberater zu buchen, der Flüge für Prostituierte organisierte. Diese brauchte er für seine Freak Offs, die in diversen Bundesstaaten stattgefunden haben. Eine Spezialagentin legte den Geschworenen Abrechnungen und Buchungen als Beweis vor. Einige Buchungen liefen über die Firmenkreditkarte.

Das sagt die Verteidigung: Sie betont, dass Diddy nicht für sein privates Sexleben verurteilt werden kann.

Eigentum von Drogen und anderen illegalen Substanzen

Das sagen die Zeugen: Zwei von Diddys Ex-Assistenten erzählten, dass sie Drogen für den 55-Jährigen besorgen mussten. Capricorn Clarke habe beobachtet, wie er Drogen an Freunde weitergab, Cassie und Mia stützten diese Aussage.

Das sagt die Verteidigung: Sie dementieren die Schilderungen, nicht aber, dass Diddy und Cassie drogenabhängig waren.

In den kommenden Tagen werden die Abschlussplädoyers im Prozess gehalten, die laut US-Rechtsexperten einen großen Einfluss auf den Ausgang haben werden. Danach werden sich die Geschworenen beraten. Ein Urteil könnte bereits Anfang nächster Woche vorliegen.

{title && {title} } 20 Minuten,red, {title && {title} } Akt. 25.06.2025, 09:32, 25.06.2025, 09:28
Jetzt E-Paper lesen