"Hoher emotionaler Wert"

Direktorin lässt sich Luxus-Uhr von Steuergeld bezahlen

Einer Funktionärin des Sozialverbands wurde ihre Breitling gestohlen. Da die Versicherung nicht alles ersetzte, sprang ihr Dienstgeber spendabel ein.
Christian Tomsits
12.12.2025, 05:30
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In Oberösterreich ticken die Uhren offenbar anders – besonders beim Sozialhilfeverband: Nun werden schwere Vorwürfe gegen die Direktorin eines Regionalbereichs laut. Die Frau soll wegen einer gestohlenen Luxus-Uhr rund 6.000 Euro erhalten haben. Das Geld für das abhanden gekommene "Hochzeitsgeschenk" wurde ihr – wie könnte es anders sein – aus Verbandsmitteln zur Verfügung gestellt.

Der Vorstand hatte das so beschlossen. Denn die Breitling wurde der Frau ja "im Dienst" gestohlen. Tatsächlich hatte die Funktionärin beim Siedeln eines Altersheims geholfen, soll ein paar Sessel zusammengestellt haben. Dafür nahm sie das feine Schweizer Fabrikat vom Handgelenk und versperrte es in einem Büroraum in einem Kastl. Nach den beherzten Handgriffen der Direktorin war die Luxus-Uhr allerdings abhandengekommen, das Kastl aufgebrochen.

Der Diebstahl wurde angezeigt, blieb bisher jedoch ungeklärt. Dass die Versicherung ihr aber nur einen Teilbetrag der gestohlenen Uhr ersetzte, ging der Führungskraft offenbar gehörig auf den Zeiger. Also steckten die Entscheidungsträger des Sozialverbandes die Köpfe zusammen und beschlossen, dass "die Frau Direktor" den Differenzbetrag zum vollen Wert der Uhr ersetzt bekommt – von Geld, das auch aus Gemeindemitteln, also Steuergeld, stammt.

Schließlich habe es sich um ein Schmuckstück "mit hohem emotionalen Wert" gehandelt, rechtfertigte der Verband die außerplanmäßige Ausgabe gegenüber "Heute". Die Funktionärin, die in der Dienstzeit überaus fleißig mitgeholfen habe, traf zudem keine Schuld am angefallenen Schaden. Es komme ja auch in privatwirtschaftlichen Unternehmen vor, dass etwa Schäden nach einem Unfall anstandslos ersetzt werden, betonte man entsprechend gültiger Regelungen gehandelt zu haben.

Doch die "Breitling-Affäre" lässt intern die Wogen hochgehen. "Verliert ein Durchschnitts-Mitarbeiter von uns seine Uhr, kann er sich brausen. Aber die Breitling der Frau Direktor wird gelöhnt", ärgert sich ein Insider sehr. Viele Mitwisser fänden die Aktion schwer verfehlt, würden aber aus Angst schweigen, heißt es. Es gilt die Uhrschuldsvermutung.

{title && {title} } ct, {title && {title} } Akt. 12.12.2025, 13:04, 12.12.2025, 05:30
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