Weihnachten gilt als das Fest der Nähe – doch für getrennte Eltern fühlt sich die "stille Zeit" oft alles andere als ruhig an. Zwei Haushalte, doppelte Geschenke, neue Rituale: Plötzlich ist vieles anders, und das sorgt bei Eltern wie Kindern für Unsicherheit. Die Krisenhilfe OÖ und Rainbows OÖ spüren den Druck jedes Jahr deutlich.
"Das Bild vom idealen, traditionellen Familienfest hält sich hartnäckig in unseren Köpfen, auch wenn sich familiäre Strukturen im Lauf der Zeit zunehmend gewandelt haben", sagt Katja Sieper, Leiterin der Krisenhilfe OÖ. Nach einer Trennung neue Abläufe und Routinen zu gestalten, sei ohnehin schon schwierig. Gerade Weihnachten baue enormen Druck auf – und zwar bei Erwachsenen wie bei Kindern.
Neben dem ständig verfügbaren Krisentelefon bietet die Krisenhilfe OÖ in psychosozialen Notsituationen auch Online- und Chatberatung, persönliche Gespräche und mobile Einsätze, etwa in Form von Hausbesuchen.
Die Krisenhilfe OÖ unterstützt in allen psychischen Notsituationen – rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr unter der Telefonnummer 0732 / 21 77.
Alle Infos unter krisenhilfeooe.at.
Die Organisation hilft Kindern und Jugendlichen in stürmischen Zeiten – bei Trennung, Scheidung oder Tod naher Bezugspersonen. Durch die Unterstützung der Kinder und Jugendlichen erfahren auch Eltern Entlastung in einer Zeit, in der sie selbst sehr belastet sind.
Im Falle einer Scheidung oder Trennung unterstützt Rainbows aktiv beide Elternteile, damit auch nach der Trennung beide ihre Rolle als Elternteil leben können. Alleinstehende und Eltern nach Todesfällen erhalten von Rainbows besondere und individuelle Unterstützung.
Alle Infos unter rainbows.at.
Auch Daniela Schneeberger, Landesleiterin von Rainbows OÖ, schildert, wie stark sich die Festtage auswirken: "Zu Weihnachten spitzt sich die Situation häufig zu, weil das romantisierte, werbewirksam aufbereitete Fest der Liebe im echten Leben ganz anders aussieht." Doch das Ideal "wir feiern gemeinsam Weihnachten" funktioniert nach einer Trennung oft einfach nicht mehr.
"Im Unterschied zu Festen, die es nur einmal im Leben gibt, empfehlen wir, Weihnachten als getrennte Eltern nicht gemeinsam zu verbringen", so Schneeberger. Denn: Ein gemeinsames Weihnachtsfest könne bei Kindern leicht falsche Erwartungen wecken – etwa, dass Mama und Papa vielleicht doch wieder zusammenfinden.
Außerdem könnten die Kleinen in gefährliche Loyalitätskonflikte geraten: Sie möchten niemanden enttäuschen und versuchen unbewusst, zwischen beiden Elternteilen zu vermitteln. Genau das sollte laut den Organisationen unbedingt vermieden werden – Kinder dürften nicht in die Situation kommen, sich für einen Elternteil entscheiden zu müssen.
„Auch das schönste und teuerste Geschenk kann einen traurigen Abend nicht reparieren.“Katja SieperLeiterin der Krisenhilfe OÖ
Dazu kommt: Weihnachten hebt soziale und finanzielle Unterschiede besonders stark hervor. Getrennte Eltern würden zum Beispiel in punkto Geschenke nicht selten in Konkurrenzkämpfe geraten. Sieper sagt dazu ganz klar: "Auch das schönste und teuerste Geschenk kann einen traurigen Abend nicht reparieren." Wichtig sei, sich vorab bei den Präsenten abzustimmen.
Umso wichtiger sei es laut Krisenhilfe und Rainbows, dass getrennte Familien neue, klare und entlastende Lösungen für die Feiertage finden. Das könne bedeuten, Weihnachten nicht zwingend nur am 24. Dezember zu feiern, sondern etwa den 25. Dezember als Alternative mitzudenken – einmal bei Mama, einmal bei Papa. Oder noch weiter gedacht: Weihnachten bei einem Elternteil, dafür Silvester beim anderen.
Entscheidend sei nicht der exakte Termin, sondern ein verlässlicher Ablauf, der Kindern Orientierung gibt und Erwachsenen den Druck nimmt. Auch alternative Weihnachtsmomente – ein bewusst geplanter Ausflug oder eigene Rituale – könnten helfen, dass das Fest trotz aller Veränderungen wieder stimmig wird.