Manchmal wird das eigene Zuhause zum seelischen Minenfeld. So erging es auch einer 23-Jährigen aus Oberösterreich: Zwar wohnte sie schon seit einiger Zeit nicht mehr bei ihren Eltern – doch der Kontakt zur Familie stellte noch immer eine große Belastung dar.
Besonders das Verhältnis zu ihrem Vater machte ihr das Leben schwer: Er mischte sich immer wieder in das Leben der jungen Frau ein, ständige Kritik und Vorwürfe nagten an ihrem Selbstwert. Der Vater leidet schon jahrelang an einer Suchterkrankung – die Situation spitzte sich zu.
Die junge Frau versuchte zwar, zwischen ihren Eltern zu vermitteln, sich zu kümmern und die Situation irgendwie auszuhalten – auch, wenn sie damit regelmäßig an ihre Grenzen stieß. Die Überforderung wuchs, die Grenzen verschwammen.
Um die Krisenversorgung in Oberösterreich flächendeckend und noch umfassender gewährleisten zu können, haben sich pro mente OÖ, EXIT-sozial, Rotes Kreuz, Telefonseelsorge OÖ und Notfallseelsorge unter dem Namen Krisenhilfe OÖ zusammengeschlossen.
Neben dem ständig verfügbaren Krisentelefon bietet die Krisenhilfe OÖ in psychosozialen Notsituationen auch Online- und Chatberatung, persönliche Gespräche und mobile Einsätze, etwa in Form von Hausbesuchen.
Die Krisenhilfe OÖ unterstützt in allen psychischen Notsituationen – rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr unter der Telefonnummer 0732 / 21 77.
Alle Infos unter krisenhilfeooe.at.
In ihrer Verzweiflung dachte sie immer wieder darüber nach, sich selbst zu verletzen, um den emotionalen Druck auszuhalten. Gleichzeitig hatte sie Schuldgefühle, dass sie sich nicht "gut genug" um ihre Familie kümmert. Ein Teufelskreis aus Schuld, Schmerz und Hilflosigkeit.
Schließlich fasste sich die 23-Jährige ein Herz und rief bei der Krisenhilfe OÖ an. In einem ersten Telefonat griff ihr eine Mitarbeiterin unter die Arme: Sie erarbeitete mit der Betroffenen Alternativen zur Selbstverletzung, bestärkte sie darin, gut auf sich selbst zu achten.
"Wenn Kinder oder junge Erwachsene beginnen, Verantwortung für das emotionale Gleichgewicht ihrer Familie zu übernehmen, verlieren sie oft das Gefühl für die eigenen Grenzen", betont Gabriele Murauer, Teamleiterin des Kriseninterventionszentrums der Krisenhilfe OÖ, gegenüber "Heute".
Die Expertin stellt klar: "Selbstschutz ist kein Egoismus – er ist notwendig, um handlungsfähig zu bleiben. Es ist erlaubt, sich abzugrenzen – auch gegenüber der eigenen Familie." Als wichtiger Schritt wurde der 23-Jährigen eine Psychotherapie ans Herz gelegt.
Bis dahin stand die Krisenhilfe der Betroffenen weiter mit persönlichen Gesprächsterminen bei. "In schwierigen Situationen kann es helfen, sich Unterstützung von außen zu holen, um klarer zu sehen, was einem guttut", so Murauer. "Wir stärken genau dort, wo andere zu viel fordern."