"Festungsgürtel" errichtet

Im Donbass entscheidet sich das Schicksal der Ukraine

Warum der Donbass für die Ukraine unverzichtbar ist: Rohstoffe, Festungen und strategische Bedeutung prägen die umkämpfte Region im Osten.
Newsdesk Heute
23.08.2025, 17:32
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

In den von den USA angetriebenen Verhandlungen über ein mögliches Ende des russischen Angriffskriegs in der Ukraine steht der Donbass im Mittelpunkt. Obwohl Moskau das Gebiet, das aus den Regionen Donezk und Luhansk besteht, nicht ganz kontrolliert, verlangt Kremlchef Wladimir Putin, dass sich das ukrainische Militär von dort zurückzieht. Die Ukraine lehnt das jedoch strikt ab.

Was ist eigentlich der Donbass? Die beiden Regionen Donezk und Luhansk grenzen direkt an Russland und bilden gemeinsam den Donbass. Das Gebiet ist mit rund 55.000 Quadratkilometern etwa doppelt so groß wie Belgien und steckt voller Kohle- und Metallerzvorkommen. Damit macht der Donbass rund neun Prozent der gesamten Ukraine aus.

Bereits seit 2014 wird der Donbass, auch Donezkbecken genannt, in Teilen von pro-russischen Separatisten kontrolliert. Laut einer Auswertung von AFP auf Basis von Daten des in den USA ansässigen Instituts für Kriegsstudien (ISW) haben russische Truppen mittlerweile 99 Prozent der Region Luhansk und 79 Prozent der Region Donezk samt deren Hauptstädten unter Kontrolle.

Im Donbass leben vor allem russischsprachige Menschen. Zu Sowjetzeiten wurden viele russische Arbeiter in die Bergwerke geschickt. Außerdem haben viele ukrainisch sprechende Bewohner die Region seit Beginn des Konflikts 2014 verlassen. Wie viele Menschen derzeit noch im Donbass leben, ist unklar – bei der letzten Volkszählung vor 2014, genauer gesagt 2001, waren es etwa sechs Millionen.

Der "Festungsgürtel"

Seit 2014 hat die Ukraine in der Region Donezk laut ISW einen "Festungsgürtel" errichtet – von den Städten Slowjansk und Kramatorsk im Norden bis nach Kostjantyniwka und Druschkiwka im Süden. Dieser Gürtel besteht aus befestigten Städten, Hunderten Kilometern von Gräben und Minenfeldern.

"Die Ukraine hat in den vergangenen elf Jahren Zeit, Geld und Mühe in die Verstärkung des Festungsgürtels investiert", betont das ISW. Die russischen Truppen hätten "derzeit keine Mittel, um die Kette von Befestigungen schnell einzukesseln oder zu durchdringen" – es würde wohl Jahre dauern, das zu schaffen.

In der Region Donezk tobten einige der blutigsten Schlachten des Krieges, zum Beispiel in Bachmut, Mariupol und Awdijiwka. Im September 2022 erklärte Russland die beiden Kohlebergbauregionen sowie die Gebiete Cherson und Saporischschja für annektiert.

Bodenschätze

Der Donbass war immer schon für Kohle und Industrie bekannt, aber auch andere Rohstoffe rücken mehr in den Fokus. Die Gegend ist reich an Lithium, Uran, Titan und seltenen Erden, aber viele dieser Schätze liegen in besetzten oder umkämpften Gebieten und werden nicht abgebaut. Im Mai haben Washington und Kiew ein Abkommen geschlossen, das den USA erlaubt, seltene Erden und andere Mineralien in der Ukraine zu fördern.

Wie geht es jetzt weiter?

Ukrainische Verantwortliche und Experten warnen: Ein Verlust des Donbass hätte dramatische Folgen für die Sicherheit der Ukraine. Das würde "das Tor zu einer künftigen weiteren Invasion der Ukraine öffnen", sagt der in Kiew ansässige Analyst am Stockholmer Zentrum für Osteuropastudien, Andreas Umland.

Ein solcher Verlust würde die Ukraine in "eine Position bringen, die deutlich weniger verteidigungsfähig ist als die derzeitige Linie", erklärt das ISW. Damit könnten auch die Städte Dnipro und Charkiw, zwei wichtige Zentren mit jeweils rund einer Million Einwohnern, in Gefahr geraten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bringt die strategische Bedeutung des Donbass für die Ukraine auf den Punkt: "Es ist eine Frage des Überlebens unseres Landes."

{title && {title} } red, {title && {title} } 23.08.2025, 17:32
Jetzt E-Paper lesen