Die Stufen einer Kirche als Drogenplatz. Auf dem Boden: Spritzenkappen, Tabletten-Reste und Kondome. Rundherum der beliebte und belebte 7. Bezirk (Wien-Neubau), der Ort des Geschehens liegt keine 50 Meter entfernt von der Mariahilfer Straße – doch was sich in der Kaiserstraße abspielt, passt in kein Imagekonzept der Stadt.
"Heute" war vor Ort: Die Szene selbst war ruhig, doch der Zustand vor der Lazaristenkirche war erschreckend: Eine Frau schlief zusammengerollt in einem Schlafsack, der Eingang war zugemüllt. Überall Spuren des Konsums: Spritzenteile und leere Drogen-Baggys (Verpackungen). Es roch nach Urin, der Steinboden war verdreckt – ein Bild, das viele Anrainer fassungslos macht.
Christina Schlosser, ÖVP-Bezirksparteiobfrau in Neubau, hat in den letzten Wochen zahlreiche Beschwerden erhalten. "Anrainer berichten, dass sie Angst haben, wenn sie mit dem Hund spazieren gehen – weil rund um die Kirche immer wieder Drogen-Säckchen auf der Treppe liegen", sagt sie im Gespräch mit "Heute".
Die Kirchentreppe, einst ein Ort der Andacht, ist für viele längst zum Drogenspot geworden. Seit etwa drei Monaten würden sich dort regelmäßig Gruppen aufhalten – teils benommen, teils völlig weggetreten. Der direkte Zugang zur Kirche ist mittlerweile ein Ort des Rückzugs für Menschen, die sichtbar Hilfe brauchen – aber auch für viele Anrainer ein täglicher Schockmoment.
Besonders auffällig: Viele der Betroffenen kommen offenbar vom nahegelegenen Drogensuchthilfe-Standort Jedmayer in der Gumpendorfer Straße. Dort holen sich viele ihre Substanzen (zum Teil Ersatzdrogen) – doch konsumiert wird immer öfter in Neubau.
Schlosser fragt sich: "Warum drängt es plötzlich so viele Süchtige nach Neubau, um sich hier die Drogen reinzuschießen?" Sie vermutet, dass eine Verschiebung der Szene stattfindet – möglicherweise, weil es im benachbarten Mariahilf zu mehr Polizeipräsenz kommt.
Noch brisanter wird die Lage durch das Bauprojekt "Sophie 7", das nur wenige Schritte vom Kirchenportal entfernt entsteht. Dort werden 222 geförderte Wohnungen errichtet – viele davon für Alleinerziehende mit kleinen Kindern.
Die Wohnungen stehen kurz vor der Fertigstellung, doch schon jetzt melden sich besorgte Stimmen aus der Nachbarschaft. Schlosser warnt: "Wir dürfen keine jungen Familien in ein Umfeld schicken, wo täglich offen konsumiert wird. Das ist unzumutbar."
Die ÖVP-Politikerin fordert von der Stadt nicht nur Maßnahmen, sondern professionelle Unterstützung: "Den Süchtigen muss geholfen werden – mit Streetwork, mit Sozialarbeit, mit psychologischer Betreuung."
Ihr Appell richtet sich klar an die grüne Bezirksvorstehung unter Markus Reiter: "Auch im sonst so schönen und idyllischen Bobobezirk Neubau gibt es Probleme – das muss man endlich zur Kenntnis nehmen und handeln."
Die Lazaristenkirche, ein geschichtsträchtiges Bauwerk des berühmten Architekten Friedrich von Schmidt, soll in absehbarer Zeit schließen. Was danach mit dem Gebäude passiert, ist derzeit völlig offen. Es wird befürchtet, dass die Kirche – sollte sie leer stehen – endgültig verwahrlost.