Laut dem ehemaligen Angehörigen der österreichischen EU-Botschaft in Brüssel, Klemens Fischer, wurde US-Präsident Donald Trump durch die britische Monarchie regelrecht eingefangen.
Die größte Militärparade, die es je in der britischen Geschichte für einen Staatsgast gab, ein royaler Abendempfang im Windsor Castle und stundenlange Gespräche mit König Charles hätten ausgereicht, um den ansonsten unberechenbaren Trump einzufangen, so der Geopolitik-Experte. Der US-Präsident sei freundlich, dankbar, zuvorkommend und höflich gewesen – "Trump, wie man ihn nicht kennt".
Am Ende des Treffens ist ein milliardenschwerer Tech-Deal zwischen den USA und Großbritannien besiegelt worden. Dies erklärt sich Fischer dadurch, dass der linke Premierminister Keir Starmer und der rechte US-Präsident einen Weg gefunden hätten, zusammenzuarbeiten.
"Vielleicht auch deshalb, weil das Vereinigte Königreich nicht mehr EU-Mitglied ist und seine Handelsbeziehungen frei verhandeln kann, ohne auf siebenundzwanzig andere Staaten Rücksicht nehmen zu müssen", meint Fischer.
Bei der Nahostfrage waren sich Trump und Starmer allerdings nicht einig. Trump hatte gesagt, dass er mit dem Briten-Premier in keinem Punkt übereinstimme, außer dass die Geiseln sofort freigelassen werden müssen.
"Netanyahu wird sich freuen – er kann sich auf die hundertprozentige Loyalität Trumps verlassen. Für die Palästinenser sieht es dagegen dunkel aus", gibt Fischer zu bedenken. Zwar sei die Anerkennung eines Palästinenserstaates durch viele Staaten bei der UNO-Generalversammlung nächste Woche "unbedingt notwendig, aber die Lage in Gaza und im Westjordanland wird sich dadurch nicht ändern", sagt der Geopolitik-Experte.
Düster sieht Fischer auch die Lage der Ukraine. Jeder, der gehofft hat, dass Trump sich hinter die Ukraine stelle, sei bitter enttäuscht worden. Zwar sei Trump von Putin enttäuscht, gleichzeitig habe er aber gesagt, dass die USA von diesem Krieg nicht betroffen sind.
"Er hat sogar vorgeschlagen, dass doch eigentlich auch die Briten weit genug weg seien. Sollen sich doch die Europäer darum kümmern", betont Fischer. Das Einzige, was Trump der Ukraine anbiete, seien Sekundärsanktionen gegen China und Indien, die weiterhin russisches Öl und Gas kaufen – und es auch an die Europäer weiterverkaufen.
"Wenn sich die Europäer dem Handelskrieg der USA anschließen, könnten sie amerikanisches Rohöl und Flüssiggas kaufen, das laut Trump natürlich auch noch qualitativ besser ist. Damit wären gleich drei Ziele erfüllt: Putin geht das Geld aus und der Krieg kommt zu einem Ende, China und Indien werden geschwächt, und die USA machen einen Mega-Deal", analysiert Fischer.
Seitens Washington erwarte sich Fischer keine direkte Unterstützung für die Ukraine. Demnach dürften die Europäer zwar weiter Waffen für die Ukraine in den USA kaufen, direkte Hilfeleistungen seitens der USA seien aber unwahrscheinlich. "Das einzig Positive war, dass Trump nun glücklich ist mit der Nato, weil die Europäer ab jetzt fünf Prozent einzahlen", so der Geopolitik-Experte.
Fischer bezeichnete den diplomatischen Besuch Trumps als eine "für die USA äußerst erfolgreichen Geschäftsreise des CEO im Weißen Haus". Starmer werde sich zwar mit Kritik konfrontiert sehen, "aber tausende Arbeitsplätze werden auch das abfedern".
Im Gazastreifen werden die Kämpfe unvermindert weitergehen, das Westjordanland werde weiter "zersiedelt werden". In Kiew sollte man sich Fischer zufolge "langsam fragen, wie lange die Europäer alleine in der Lage sind, die Ukraine im Krieg zu halten".