Vor drei Tagen setzte sich Donald Trump als Friedensbringer in Szene: Schon sechs Kriege habe er seit seinem Amtsantritt beendet, sagte der US-Präsident in Washington D.C. stolz. Jetzt will er den weiteren Verlauf der Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland aber wieder den beiden Kriegsparteien überlassen, wie der Guardian mit Berufung auf Insider der Trump-Administration berichtet.
Konkret plant Trump offenbar, dass Wolodimir Selenskyj und Wladimir Putin im Zuge eines untereinander vereinbarten Treffens erstmals direkt aufeinandertreffen sollen. Danach strebt der US-Präsident ein Dreiertreffen mit den beiden Präsidenten an, wie der Guardian berichtet.
Ob und wann es zu einem solchen Treffen kommt, ist derzeit unklar: Selenskyj hat in der Vergangenheit bereits mehrmals die Bereitschaft geäußert, sich ohne Vorbedingungen mit Putin zu einem Gespräch zu treffen. Weit weniger klar ist die Haltung des russischen Präsidenten: Dessen Berater hatten in der Vergangenheit zwar mehrmals gesagt, dass direkte Verhandlungen "grundsätzlich möglich" wären, diese waren aber stets an Vorbedingungen geknüpft, die einer ukrainischen Kapitulation gleichkommen.
Experten gehen davon aus, dass Putin ein direktes Treffen mit Selenskyj vermeiden will, um diesen für das russische Volk nicht zu legitimieren: Der Kreml beschuldigt die Regierung von Selenskyj weiterhin, ein Marionettenregime zu sein und das ukrainische Volk gar nicht zu vertreten.
Trumps Entscheid, sich aus den Verhandlungen zurückzuziehen und damit seine Rolle als Vermittler vorerst aufzugeben, könnte auch mit einer gewissen Ernüchterung des US-Präsidenten zusammenhängen: So versprach Trump im Wahlkampf mehrmals großspurig, den Krieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden zu beenden.
Zuletzt schlug er aber zurückhaltendere Töne an: "Ich dachte, [der Ukraine-Krieg] wäre sehr einfach zu lösen. Aber wie sich herausstellt, ist er sehr schwierig zu lösen – es ist sehr kompliziert", sagte der US-Präsident im Frühling 2025.
Laut Klemens Fischer, Professor für Geopolitik an der Universität zu Köln, kann Trump mit seinem Rückzieher eines seiner Wahlkampfversprechen zumindest indirekt erfüllen: "Er fand einen Weg aus dem Ukraine-Krieg, zumindest für die USA", sagte Fischer schon nach Ende der Gespräche in Washington.