Analyse zu Gipfel-Gesprächen

Reisner: "Ermöglicht es Putin, den Krieg fortzuführen"

Der diplomatische Tauziehen um Frieden in der Ukraine soll bald weitergehen. Oberst Markus Reisner analysiert, was bisher herausgekommen ist.
Roman Palman
19.08.2025, 19:53
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Es sind ereignisreiche Tage in der Geopolitik. Erst empfing US-Präsident Donald Trump seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin höchstpersönlich zu einem Gipfeltreffen in Alaska, rollte dem Kreml-Kriegstreiber vor den Augen der ganzen Welt den roten Teppich auf. Das gesteckte Ziel: die russische Invasion der Ukraine zu beenden.

Am Montag (18. August) darauf jettete der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj nach Washington, um selbst mit Trump die Optionen zu besprechen. NATO-Generalsekretär Mark Rutte, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und die wichtigsten Staatenlenker Europas stärkten ihm dabei im Weißen Haus den Rücken.

Geht es nach Trump, soll bald Selenskyj persönlich mit Putin zusammentreffen. Letzterer hatte das bislang mit einer Reihe fadenscheiniger Gründe immer abgelehnt. Das Wann und Wo ist noch ungeklärt. Laut dem deutschen Kanzler Friedrich Merz soll das "innerhalb der nächsten zwei Wochen" passieren, die Europäer sollen sich jedoch einen Austragungsort auf dem Alten Kontinent wünschen.

Soweit so gut. Doch was bedeutet das nun für den weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs?

"Diplomatische Kanäle offen"

"Trotz einer freundlichen und respektvollen Atmosphäre kam es vorerst zu keinen konkreten oder unmittelbar messbaren Ergebnissen – dabei wären diese dringend notwendig gewesen", schreibt Oberst Markus Reisner am Dienstag: "Dennoch zeigen die Gespräche, dass die diplomatischen Kanäle offen bleiben."

Was von außen erkennbar ist: US-Sanktionen gegen Russland sind seit Alaska scheinbar vom Tisch, ebenso wie ein sofortiger Waffenstillstand. Diese ursprünglich zentrale Forderung scheint Trump beerdigt zu haben. Selbst Selenskyj ist inzwischen davon abgerückt und setzt nun, freiwillig oder unfreiwillig, auf einen direkten "Friedensschluss".

"Damit folgen alle im Kern dem Vorschlag Putins", dennoch scheine es, als seien die westlichen Alliierten mit dem bisher Erreichten "weitgehend zufrieden". Die Latte lag allerdings nicht sonderlich hoch: "Viele Beobachter werten es bereits als Erfolg, dass Selenskyj von Trump nicht erneut öffentlich gedemütigt wurde und Trump keinen Druck hinsichtlich Gebietsabtretungen ausübte", erinnert Reisner.

Zumindest gibt es jetzt einen vagen Fahrplan: Innerhalb der nächsten zehn Tage sollen Sicherheitsgarantien für die Ukraine ausgehandelt werden – "in Anlehnung an Artikel5 des NATO-Vertrages".

Die Unterstützung für die Ukraine bleibe grundsätzlich aufrecht: Die Europäer könnten weiterhin Waffen in den USA kaufen und an die Ukraine liefern. Ebenso habe sich die Ukraine zu umfangreichen Rüstungsdeals mit den USA verpflichtet. "Viele Details bleiben allerdings vorerst ungeklärt."

Was ist mit China?

Wer nicht dabei war: Indien und China. Dabei spielen diese als indirekte Unterstützer Russlands eine zentrale Rolle, mahnt Reisner. Nur deren Lieferung militärisch relevanter Güter und Massenankauf russischer Rohstoffe, "ermöglicht es Moskau, den Krieg fortzuführen".

Ein mit Blick auf diese beiden Länder wichtiges Datum ist der 3. September. Da feiert China mit einer großen Militärparade den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. "Dazu werden unter anderem Trump und Putin als Ehrengäste erwartet. Ein weiteres direktes Treffen der beiden scheint möglich", so der österreichische Beobachter.

Reisner schließt mit ernüchternden Worten: "Währenddessen geht der Krieg in der Ukraine unvermindert weiter: Russische Luftangriffe erschütterten erneut die Nacht – ein deutliches Zeichen für die anhaltende Eskalation. An der Front tobt weiter schwerer Kampf, insbesondere im Donbass verschärft sich die Lage zunehmend."

{title && {title} } rcp, {title && {title} } 19.08.2025, 19:53
Jetzt E-Paper lesen