"Der Mondsee, der Schafberg und die Drachenwand sind der perfekte Mix für Österreichs so typische Idylle im Salzkammergut aus See und Berg", so bewirbt der Tourismusverband den beschaulichen Flecken am Nordrand der Alpen. Der ganze Mondsee gehört jedoch einer einzigen Frau. Und genau das sorgt zurzeit für Aufsehen ("Heute" hat berichtet).
Die neue Besitzerin des Mondsees, Anna Mathyl (48), hat nämlich alle bestehenden Pachtverträge gekündigt. Betroffen sind unter anderem über 150 Bojen sowie Hunderte Stege und Bootshäuser, die im Seegrund verankert sind. Die Betroffenen wurden per Einschreiben informiert, wie die Oberösterreichische Nachrichten berichten.
In dem Schreiben beruft sich Mathyl auf ein gesetzliches Sonderkündigungsrecht und verweist auf ihren Anspruch, den See künftig nachhaltig zu bewirtschaften. Die Maßnahme könnte für viele Pächter deutliche Preissteigerungen bedeuten.
"Private oder kommerzielle Nutzungen des Mondsees, für die keine ausdrückliche gesetzliche oder schriftliche Erlaubnis von mir als See-Eigentümerin vorliegt, sind untersagt", heißt es in dem Schreiben. Zugleich bietet Mathyl an, neue Vereinbarungen mit der Seeverwaltung Mondsee zu verhandeln.
Mathyl ist die Tochter von Nicolette Waechter, geborene Almeida, die den See von 1977 bis 2024 besaß. Die Familie hält seit dem 19. Jahrhundert das Eigentum an der sogenannten "Wanne", also dem Gelände unterhalb des Sees.
Die Herkunft dieses Besitzes reicht zurück bis ins Jahr 1809, als der französische Kaiser Napoleon Bonaparte das ehemalige Kloster Mondsee samt See dem bayerischen Feldmarschall Carl Philipp von Wrede schenkte.
Seither ist der See im Familienbesitz. Adelstitel wie "Gräfin" sind in Österreich seit 1918 verboten, doch in der Region werde die Familie nach wie vor so genannt.
Laut Bürgermeister Josef Wendtner sind aktuell etwa 150 Bojen sowie zahlreiche Stege und Bootshäuser betroffen. Es wird davon ausgegangen, dass es sich insgesamt um eine niedrige dreistellige Zahl an Pachtverträgen handelt. Diese Einrichtungen müssen bei fehlender Einigung mit der Eigentümerin möglicherweise abgebaut und entfernt werden.
Bisher lagen die Pachtpreise am Mondsee laut Berichten deutlich unter denen vergleichbarer Seen. Am benachbarten Wolfgangsee verlange etwa die Bundesforste jährlich 486 Euro netto für eine Boje. Am Mondsee sollen es bisher nur rund ein Viertel davon gewesen sein. Auch bei Stegen werde mit Preisanpassungen gerechnet.
Was den Zugang zum See betrifft, bleibt laut aktuellem Wissensstand der sogenannte Allgemeingebrauch, also Schwimmen, Bootfahren oder Surfen, weiterhin erlaubt. Das ergebe sich aus dem Wasserrechtsgesetz und einem Gewohnheitsrecht.
Ob die Pachtpreise künftig deutlich steigen oder nur moderat angepasst werden, ist noch unklar. Die "Gräfin" Anna Mathyl äußerte sich bisher nicht im Detail und ließ lediglich verlauten, dass sie sich derzeit in den Ferien befinde.