Viele Österreicher erinnert das gelbe Papierheft an ihre Kindheit oder an die Zeit, als sie selbst Kinder bekamen. Der Eltern-Kind-Pass (früher Mutter-Kind-Pass) begleitet Familien bis zum fünften Lebensjahr des Kindes. Er hält jene medizinischen Untersuchungen fest, die für Schwangere, Babys und Kleinkinder empfohlen sind.
Nun steht eine große Änderung bevor: Der Eltern-Kind-Pass wird digitalisiert. Ab Oktober 2026 soll er in erster Linie digital verfügbar sein. Diese Entscheidung führte im Parlament zu heftigem Streit – denn nicht alle sehen den Schritt als positiv.
"Der Staat darf den Menschen nichts aufzwingen", sagt FPÖ-Familiensprecherin Ricarda Berger. Ihrer Ansicht nach geht mit dem Ende der Papierform ein Stück "Heimat" verloren. Die Freiheitlichen verlangen deshalb, dass es weiterhin einen einfachen und unbürokratischen Zugang zur gedruckten Version gibt.
Für zusätzlichen Streit im Parlament sorgt die Namensänderung. 2024 wurde der Mutter-Kind-Pass in Eltern-Kind-Pass umbenannt, um das Dokument inklusiver zu gestalten. Für die Freiheitlichen ist das weiterhin ein Unding. "Der Pass ist ideologisiert worden", ärgert sich Berger. Bei der Geburt seien mittlerweile sechs Geschlechter auswählbar. "Die biologische Realität wird ignoriert".
Laut dem Gesundheitsministerium ist es sinnvoll, das Geschlecht eines Kindes im Eltern-Kind-Pass angeben zu können. In Österreich werden jedes Jahr nur sehr wenige Kinder geboren, bei denen das Geschlecht bei der Geburt nicht eindeutig feststellbar ist. Doch auch diese Babys sollen bestmöglich medizinisch versorgt werden, weshalb Ärzte eine passende Option dokumentieren müssen. Das habe nichts mit "Genderwahn" zu tun, betont das Ministerium, sondern dient der gleich guten Vorsorge für alle Neugeborenen.
Die Regierung begründet das Gesetz mit der zunehmenden Digitalaffinität junger Eltern: Die meisten, die heute Kinder bekommen, können problemlos mit Computern und Handys umgehen. Gleichzeitig soll der Eltern-Kind-Pass auch weiterhin in gedruckter Form verfügbar bleiben.