Breitling-Affäre beim Sozialhilfeverband in Oberösterreich: Wie "Heute" berichtete, soll die Direktorin eines Regionalbereichs wegen einer gestohlenen Luxus-Uhr rund 6.000 Euro erhalten haben. Diese sollen aus Gemeindemitteln, also Steuergeld, stammen. Die andere Hälfte für das abhanden gekommene "Hochzeitsgeschenk" soll von der Versicherung ersetzt worden sein.
Der Vorstand begründete die Entscheidung damit, dass die Uhr der Frau "im Dienst" gestohlen wurde. Demnach habe die Direktorin beim Siedeln eines Altersheims geholfen. Ihre Breitling schloss sie währenddessen im Kastl eines Büroraums ein. Dieses wurde jedoch aufgebrochen. Gegenüber "Heute" hieß es seitens des Verbands, dass die Uhr einen "hohen emotionalen Wert" hätte.
Zudem habe die Funktionärin keine Schuld am angefallenen Schaden gehabt. Es komme ja auch in privatwirtschaftlichen Unternehmen vor, dass etwa Schäden nach einem Unfall anstandslos ersetzt werden, rechtfertigte man die außerplanmäßige Ausgabe. Es wurde betont, dass man entsprechend gültiger Regelungen gehandelt habe.
Intern macht sich jedoch aufgrund der Breitling-Affäre Unmut breit. "Verliert ein Durchschnitts-Mitarbeiter von uns seine Uhr, kann er sich brausen. Aber die Breitling der Frau Direktor wird gelöhnt", beschwerte sich ein verärgerter Insider. Viele Mitwisser fänden die Aktion schwer verfehlt, würden aber aus Angst schweigen, hieß es.
Ähnlich empört fiel auch die Reaktion der FPÖ aus. Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch spricht in einer Aussendung von einem "Schlag ins Gesicht für jeden Bürger, der auf soziale Leistungen angewiesen ist". Auch die Begründung, dass der Diebstahl "im Dienst" passiert sei und das Schmuckstück einen "hohen emotionalen Wert" habe, ließ die FPÖ-Politikerin nicht gelten. Ihr zufolge sei die Aktion "an Scheinheiligkeit und Abgehobenheit kaum zu überbieten".
"Welche Krankenschwester, welcher Pfleger oder welcher Heimhelfer, die täglich wirklich schwere Arbeit leisten, würde jemals auf die Idee kommen, sich den Verlust privater Luxusgegenstände vom Dienstgeber ersetzen zu lassen – sofern sie solche überhaupt besitzen", fragte Belakowitsch im Hinblick auf den Vorfall.
Die Freiheitliche befürchte, dass die Vorgangsweise dem Vertrauen in die Integrität sozialer Institutionen schaden würde. "Wenn ein Sozialhilfeverband, dessen Auftrag die Unterstützung von Pflegebedürftigen, Familien und sozial Schwachen ist, Steuergeld verwendet, um private Luxusgüter zu ersetzen, dann ist das völlig inakzeptabel", so das Urteil der FPÖ-Politikerin.
Belakowitsch versteht die Aufgabe des Sozialhilfeverbands darin, Bedürftigen mit Geld- und Sachleistungen zu helfen. Die Differenzzahlung von 6.000 Euro für eine Luxus-Uhr einer Funktionärin gehöre hier nicht dazu. Seitens der FPÖ fordert man nun Konsequenzen. Der Vorgang müsse "lückenlos aufgeklärt und das Geld restlos an den Verband zurückgezahlt werden".