Strom wird immer wichtiger – sei es für E-Autos, Wärmepumpen oder die Industrie. Beim Energiegipfel an der Universität für Weiterbildung Krems wurde nun diskutiert, wie das Netz fit für die Zukunft gemacht werden kann – ohne dass die Kosten explodieren.
"Die Mission muss sein: So viel Netzausbau wie nötig, so wenig Kosten wie möglich", forderte Niederösterreichs LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (VP) beim Gipfel. "Die Preise für die Haushalte und die Wirtschaft müssen runter, der Ausbau muss innovativer und günstiger werden."
Pernkopf kritisierte die aktuelle österreichweite Planung als unzureichend und forderte: "In Wirklichkeit braucht es eine neue österreichweite Energiesystem-Planung samt Überarbeitung des Österreichischen Netzinfrastrukturplans! Denn wer A sagt, muss auch B sagen, wir brauchen neue Kraftwerke, aber wir brauchen auch die entsprechenden Leitungen dazu. Am richtigen Ort, zur richtigen Zeit und zum richtigen – nämlich dem günstigsten – Preis."
Pernkopf zufolge käme man damit zu einer Netzkostenbremse bei gleichzeitig notwendigem Ausbau.
Laut Schätzungen sei mit Investitionen von über 20 Milliarden Euro in Österreichs Verteilernetze zu rechnen. Doch laut Experten könne dieser Betrag durch intelligente Technologien wie KI in der Netzsteuerung, Thermal Rating oder regelbare Ortsnetz-Transformators deutlich reduziert werden.
Für Universitätsprofessor Daniel Varro sind funktionierende Stromnetze essenziell für den Wirtschaftsstandort und unseren Wohlstand. Die Energiewelt befinde sich im Wandel – sie werde dezentraler und unabhängiger, was jedoch erhebliche Herausforderungen für die Netzinfrastruktur mit sich bringe. Besonders die steigenden Netzentgelte seien ein Problem.
Ein zentrales Mittel zur Netzstabilisierung sieht Varro in modernen Batteriespeichern. Sie könnten Stromüberschüsse effizient puffern, Verluste verringern und gleichzeitig das Netz entlasten. Voraussetzung dafür seien allerdings beschleunigte Genehmigungsverfahren und passende gesetzliche Rahmenbedingungen – Maßnahmen, die dank der Initiative Niederösterreichs und Stephan Pernkopfs bereits angestoßen worden seien.
Auch von anderen Experten kam Rückenwind für einen überlegten Ausbau. Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, bezeichnete Strom als "den Energieträger der Zukunft" – ob im Verkehr, bei Wärmepumpen oder in der Industrie. Damit der Umbau leistbar bleibt, brauche es einen durchdachten Ausbau und eine faire Verteilung der Kosten.
Gerhard Christiner, CEO der Austrian Power Grid AG, sprach sich für eine integrierte Systemplanung aus, die Erneuerbare, Stromnetze und Speicher koordiniert zusammenführt – ein entscheidender Schritt hin zu einer leistbaren Energiewende.
Auch E-Control-Vorstand Alfons Haber hob die Bedeutung abgestimmter Netzausbaupläne hervor. Nur so lasse sich mehr Flexibilität bei Stromerzeugung und -verbrauch wirtschaftlich integrieren – und die Basis für verursachergerechte Netztarife schaffen.