Dass Fast Fashion große Umweltprobleme verursacht, ist bekannt. Denn nicht nur bei der Herstellung, sondern auch beim Wegwerfen lassen sich diese nicht vermeiden.
Ein großer Teil landet in Mülldeponien im Globalen Süden (Asien, Afrika oder Südamerika). Bevölkerung und Ökosysteme leiden unter den Giftstoffen und dem Mikroplastik, das im Zersetzungsprozess freigesetzt wird.
Kein gutes Images, das hier verbreitet wird und welche die Modeketten auch ändern wollen. In den letzten Jahren haben Ketten wie H&M und Zara Programme gestartet, die Shopper animieren Altkleidung im Store abzugeben und dafür als "Zuckerl" einen Rabatt auf den nächsten Einkauf zu bekommen.
Doch wo landet die gespendete Kleidung? Laut H&M kann nur 1,2 % überhaupt recycelt werden, da viele Fasern nicht neu aufbereitet werden können. Bei Zara gibt es dazu keine Angaben. Der Rest der Nicht-Recycling-Kleidung wird laut den Ketten anders verwertet: Sie werden als Secondhand weiterverkauft, zu Dämmstoffen, Putzlappen oder anderweitig verwertet.
Doch ob dies wirklich ganz so stimmt, ist eine andere Sache. Denn wie Greenpeace in einer neuen Aktion herausfand, landete Kleidung, die mit GPS-Trackern versehen waren, dort wo sie offiziell nicht landen sollte: auf Müllkippen.
Das Greenpeace-Investigativteam stattete 20 Kleidungsstücke mit GPS-Trackern aus und spendete bei verschiedenen Anbietern, um die Reiseroute der Kleidung und Schuhe herauszufinden.
Das Ergebnis: Nur die Hälfte der Altkleider blieben in Europa. 7 Kleidungsstücke landeten in Afrika, andere gar in Pakistan. "Nur 3 von 20 Kleidungsstücken können von Menschen weitergenutzt worden sein", so Greenpeace.
Das fragte sich Nunu Kaller. Die Mode-Aktivistin beteiligte sich an der Greenpeace-Aktion und spendete eine Jeans. Die Jeans war "aus Baumwolle und wurde von mir nur mit Baumwolle geflickt", dementsprechend sei sie nach den Möglichkeiten der Industrie auch recycelbar.
Doch von Recycling kann offensichtlich keine Rede sein. Denn die Jeans mit GPS-Tracker reiste um die halbe Welt und landete schließlich im 8.500 Kilometer entfernten Pakistan.
Wie auf den Satellitenbildern von Google Maps ersichtlich war der Standort eine Straße - wo es kein Recycling-Zentrum, Schneiderei oder Shop gibt. Auch ein anderes gespendetes Teil, das mit einem Tracker versehen war, landete an der gleichen Stelle.
Dort verliert sich die Spur, denn beide GPS-Signale (ein Tracker war von Samsung, der andere von Apple) stellten zur gleichen Zeit ihre Funkverbindung ein. Dies könnte daran liegen, dass ein Auto darüber fuhr, wie Greenpeace Nunu Kaller mitteilte.
"Heute.at" bat H&M Österreich um eine Stellungnahme. Darin lautend, lehnt die H&M Group "es kategorisch ab, dass Kleidung in der Natur entsorgt wird, da dies völlig im Widerspruch zu unserer Arbeit steht, eine kreislauforientierte Modeindustrie zu schaffen."
Man sei bestrebt Lösungen zu finden, die "in Form von technischen Innovationen, besserer Rückverfolgbarkeit, dem Vorantreiben strengerer Gesetze" sowie der Entwicklung neuer Materialien vorangetrieben wird.
Das Unternehmen Looper Textile Co., das derzeit für den Service zuständig ist, wurde erst 2023 beauftragt, nachdem aufgeflogen war, dass der Schweizer Recycling-Dienstleister I:CO (I:Collect) tragfähige Klamotten schreddern ließ oder diese auf Müllhalden in Indien landeten. Damals wurden von der schwedischen Zeitung "Aftonbladet" ebenfalls GPS-Tracker für eine investigative Reportage eingesetzt.
Das Ende der Mode-Müllberge ist allerdings bei Weitem nicht in Sicht. Auch nicht in Österreich. Denn die Alpenrepublik liebt Mode. Stolze 136,50 Euro gibt der österreichische Haushalt monatlich im Durchschnitt für Kleidung und Schuhe aus.
Das sind pro Jahr 62 neue Teile im Schrank. Egal ob Hemden, Kleider, Sneaker oder Winterjacken: Die Lust auf Neues reißt nicht ab. Der Markt ist ein Gigant - fast 10 Milliarden Euro schwer!
Doch es geht noch billiger als Primark, H&M, Zara und Konsorten. Die Verkäufe der größten chinesischen Online-Diskonter SHEIN und Temu (die von der EU gerade in die Zange genommen werden) wachsen auch hierzulande gewaltig. Ein Ende der Wegwerfmode-Mentalität ist also noch ein Zukunftstraum.