Eigentlich wollte ein 58-jähriger Wiener im Spätsommerurlaub Kraft tanken. Doch Ende August erhielt er eine Sprachnachricht von der Polizei: In seiner Wohnung in Wien-Liesing gebe es einen massiven Wasserschaden.
Die Feuerwehr musste ein Fenster einschlagen, um in die Wohnung zu gelangen. Zurück blieb Chaos. "Es geht alles über, man hält es nicht mehr aus! Die Wohnung ist auf keinem Fall bewohnbar", schildert der Wiener im Gespräch mit "Heute". Der Gestank sei unerträglich, seine privat gekaufte Küche zerstört.
Für den 58-Jährigen war vor allem die Kommunikation schwer zu verkraften. Schon im Urlaub wurde er von der Polizei informiert und sprach mit der Feuerwehr. Er fragte sogar, ob er sofort zurückkommen und den Urlaub abbrechen müsse. "Mir wurde gesagt, ich könne ohnehin nichts ändern und solle meinen Urlaub noch genießen", erzählt er.
Daraufhin gab er Wiener Wohnen Bescheid, dass er am Montag zurückkehren werde. "Trotzdem wurde ich mehrmals angerufen, ob ich die Wohnung aufsperren kann und wo ich sei – obwohl ich das längst klar gesagt habe", schildert er frustriert.
Auch die Angst vor einer erneuten Überflutung treibt ihn um. "Ich hab gebettelt wie ein kleiner Bub, dass sie oben das Wasser nicht wieder aufdrehen. Sonst wäre alles wieder übergegangen." Gemeinsam mit seiner Frau lebt er nun in einer Ausweichwohnung – die ursprüngliche Wohnung beschreibt er als "auf keinen Fall bewohnbar".
Der 58-Jährige fordert nun klare Zusagen: "Ich will eine Ablöse für mein Eigentum und bin nicht bereit, bis Dezember Miete zu zahlen, solange die Wohnung so bleibt."
Besonders hart trifft ihn der Verlust seiner Küche, die er selbst angeschafft hatte. Auch Teile des Hausbestands wie ein Teppich seien beschädigt. "Ich will endlich wissen, wie es weitergeht", sagt er.
Wiener Wohnen schildert den Fall anders. Der Schaden sei entdeckt worden, nachdem in der darunterliegenden Wohnung ein Wasserfleck sichtbar wurde. Die Feuerwehr habe sofort reagiert, ein Glaser sei beauftragt worden.
Die Ursache sei ein Stranggebrechen, also ein verstopftes Abwasserrohr. Da kein eindeutiger Verursacher festgestellt werden konnte, übernimmt Wiener Wohnen nach eigenen Angaben die Kosten für die bauliche Sanierung: Fenster, Türen, Böden und Malerarbeiten. Für privates Inventar wie die Küche sei allerdings die Haushaltsversicherung des Mieters zuständig.
Nach Angaben von Wiener Wohnen sei eine fachgerechte Trocknung der erste Schritt. Diese dauere rund zwei bis drei Wochen, anschließend könnten Malerarbeiten, Türentausch und Bodenfliesen erfolgen. Insgesamt sei mit vier bis sechs Wochen Sanierungsdauer zu rechnen – wenn der Zugang gewährt werde.
Hier liegt laut Wiener Wohnen das Problem: Der Mieter habe eine Trocknung bisher abgelehnt und damit eine rasche Sanierung verzögert. "Ich weiß, was ich zu machen hab!", sagt ein Werksmeister – alle Arbeiten seien vorbereitet, man könne sofort starten.
Bis zum Abschluss der Arbeiten wurde dem 58-Jährigen eine Mietminderung von 40 Prozent zugesichert, solange die Küche nicht benutzbar ist. Diese gilt allerdings nur, wenn die notwendigen Arbeiten ohne Verzögerungen durchgeführt werden können. Eine seriöse Gesamteinschätzung der Schadenshöhe sei erst nach Abschluss der Sanierung möglich.
Damit stehen sich zwei Welten gegenüber: Ein verzweifelter Mieter, der von untragbaren Zuständen berichtet – und eine Hausverwaltung, die auf die Einhaltung der Abläufe pocht. Sicher ist: Ohne Trocknung bleibt die Wohnung auch in den kommenden Wochen unbewohnbar.