Stadträtin Gaál im Interview

Hitze im Gemeindebau – bald könnten Klimaanlagen kommen

Von neuen Gemeindebauten über strengen Gewaltschutz bis zu härteren Regeln für Spekulanten – Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál im "Heute"-Interview.
Hannah  Maier
08.09.2025, 05:30
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Wie sicher ist Wien für Frauen wirklich? Was wird gegen steigende Mieten unternommen? Wie streng geht man gegen Wohnraumspekulanten vor? Vizebürgermeisterin und Wohn- und Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) steht im "Heute"-Talk Rede und Antwort:

Leistbares Wohnen

Rund 500.000 Wienerinnen und Wiener leben in Gemeindewohnungen. Circa 47. Prozent davon gelten als armutsgefährdet. 2024 und 2025 habe man in Wien Schritte gesetzt, um Mieterinnen und Mieter zu entlasten. Für zwei Jahre wurde die Mieterhöhung im Gemeindebau ausgesetzt. "Wir haben gleichzeitig auch an der Wohnbeihilfe gedreht und hier mehr Personen Zugang verschafft, damit sie mehr Geld bekommen. Wir haben bei Wiener Wohnen ein sogenanntes Case Management. Das heißt, wenn MieterInnen Hilfe brauchen, bekommen sie Unterstützung."

Doch die Teuerung belastet weiterhin viele Haushalte. Wie geht es also 2026 weiter? "Wir haben die Mieten im Gemeindebau für zwei Jahre ausgesetzt. Wir haben aber auch immer zugesagt, dass wir diese Aussetzung nicht nachholen werden. Das ist ganz wesentlich." Gaál verweist auf Maßnahmen auf Bundesebene, etwa den geplanten Mietpreisdeckel. Seitens der Stadt sei im kommenden Jahr daher "vorerst nichts geplant".

Das ganze Interview im Video:

Zwei neue Gemeindebauten sind fertig

22.000 geförderte Wohnungen plant die Stadt Wien. Auch neue Gemeindebauten sind im Entstehen – vor allem in großen Randbezirken wie der Donaustadt oder Liesing. Aber auch innerstädtisch wird gebaut. "Demnächst haben wir die Wohnungsübergabe in gleich zwei Gemeindebauten, und zwar im 5. Bezirk in der Schönbrunner Straße und im 6. Bezirk in der Stumpergasse", kündigt Gaál an.

Maßnahmen gegen Hitze in Wohnungen

Aber auch eine große Sanierungsoffensive hat man gestartet: "Wir haben momentan so viele Gemeindebauten wie nie – über 90 – in Sanierungsmaßnahmen." Dabei geht es auch um Klimamaßnahmen: Fassadendämmung, Sonnenschutz, Begrünung. Klimaanlagen sind in Gemeindebauten nur selten erlaubt, vor allem erst dann, wenn Mieter die Pflegestufe 6 beziehen. Mit dieser Regelung müsse man sich in Zukunft sicher beschäftigen, eventuell auch etwas daran ändern – "aber die Klimaanlage ist sicher nicht mein erstes Ziel."

Nachbarschaftsstreit – Detektive im Einsatz

Wo Menschen zusammen wohnen, kommt es immer wieder zu Konflikten und Schwierigkeiten. Mit den Wohnpartnern habe man im Gemeindebau eine Einrichtung, die sehr bemüht ist, bei Nachbarschaftskonflikten gut zu vermitteln. "Das funktioniert auch nicht immer, muss man zugeben, aber sehr oft."

Stadträtin Gaál zu Gast im "Heute"-Studio.
Denise Auer

Nicht jeder Fall müsse daher vor Gericht. Wenn es aber dazu kommt, sei Wiener Wohnen oft auf Zeugenaussagen angewiesen, die nicht immer gemacht werden. "Deshalb haben wir in vielen Bereichen auch mit Detektiven gearbeitet, und dadurch schon Anzeigen eingebracht". Das große Ziel ist, dass sich Mieter im Gemeindebau wohlfühlen. "Denn die Wohnung ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Es ist ein Zuhause. Es ist ein Rückzugsort."

400 Wohnungen für Alleinerziehende

Speziell für Alleinerziehende hat man ein Wohnmodell im geförderten Bereich umgesetzt. Dieses ist mittlerweile in allen großen Quartiersentwicklungsprojekten Standard. Dabei geht es um Vernetzungsmöglichkeiten, Gemeinschaftsräume, Gästeappartements und kurze Wege zu Schulen und Kindergärten. Außerdem wird Alleinerziehenden ein leichterer Zugang zu Gemeindewohnungen ermöglicht. "Bei dem Wohnbedarfsgrund für Alleinerziehende haben wir mittlerweile über 400 Gemeindewohnungen für diese Gruppe zur Verfügung gestellt." An diesen Initiativen hält man weiter fest. Sie sind "ein Fixpunkt und bleiben".

Gewaltschutz: Stadt setzt auf Prävention

Die Stadträtin selbst fühlt sich in Wien sicher. Das sollen alle Frauen. Gewaltschutz sei ihr daher ein wichtiges Anliegen. "Wir haben mittlerweile ein fünftes Frauenhaus eröffnet. Wir haben dadurch ein Frauenhaus für junge Mädchen umwandeln können. Junge Frauen haben sich auch Räume für sich gewünscht. Deshalb gibt es jetzt einen Mädchenraum im Jugendzentrum am Hebbelplatz."

Gaál verweist außerdem auf die Awareness-Kampagne gegen K.-o.-Tropfen. Sie soll "sensibilisieren, dass man aufeinander aufpasst, hinschaut, handelt, hilft und Betroffene nicht alleine lässt." Grundsätzlich müsse man auch Männer stärker in die Verantwortung nehmen. So gibt es in Schulen das Projekt "Respekt gemeinsam stärker", wo bereits junge Menschen über Themen wie Mobbing, Wertschätzung und Empowerment aufgeklärt werden sollen. Mit Initiativen wie dem Töchtertag will die Stadt den Mädchen neue Perspektiven im Berufsleben und bei der Jobwahl eröffnen. Als Arbeitgeber versuche die Stadt Wien mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen – einerseits mit Weiterbildungsmaßnahmen, andererseits durch Quoten.

Fußfessel für Gefährder

Strenge Gesetze in Bereich des Gewaltschutzes hält Gaál für gut und wichtig. "Ich unterstütze alle Maßnahmen, die die Bundesregierung, in diesem Fall die Frauenministerin, in dem Bereich weitergehen." Die aktuelle Diskussion rund um die Fußfessel für potenzielle Gewalttäter hält die Stadträtin für richtig und könnte sie sich sehr gut vorstellen.

Budget – hier wird nicht gespart

Die Stadt muss sparen. 500 Millionen Euro ist das Ziel. Es seien herausfordernde Zeiten, gibt Gaál zu. "Wir nehmen unsere Verantwortung wahr und schauen uns alle Förderungen an, wo wir hier Einsparungspotenzial haben." Wo sicher nicht gespart werden soll, ist im Gewaltschutz und beim Frauenbudget. Auch bei leistbaren, qualitätsvollen Wohnungen im Neubau und im Bereich Sanierung wolle man den wichtigsten Aufgaben weiterhin nachkommen.

Kampf gegen Wohnraumspekulanten

Aktuell hat die Stadt zwölf akute Spekulationsobjekte auf dem Radar. Vier Fälle sind vor Gericht oder bei der Schlichtungsstelle eingebracht worden. Die Stadt will ihren Kampf gegen Wohnraumspekulanten weiterhin fortsetzen. "Wohnungen sind zum Wohnen da. Wir lassen diesen Wohnraub einfach nicht zu. Wer glaubt, er könne den Mieterinnen und Mietern und damit auch der Stadt auf der Nase herumtanzen, wird es schwer haben." Das koordinierte Vorgehen von Baupolizei und weiteren Dienststellen zahle sich bisher aus.

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1.000 Anzeigen gegen illegale Airbnbs

Auch illegalen Kurzzeitvermietungen hat die Stadt bereits den Kampf angesagt und mit Sommer 2024 strengere Regeln eingeführt. Mittlerweile gibt es über 1.000 Anzeigen. "Wir werden das ganz sicher weiter so intensiv fortführen. Und wenn man irgendwann merkt, dass es eine Verschärfung braucht, dann wird es die geben. Aber momentan sind wir auf einem sehr guten Weg."

{title && {title} } HTM, {title && {title} } 08.09.2025, 05:30
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