"In den eigenen Reihen"

Nach Gewalt-Orgie in Wien spricht Expertin Klartext

Die Bluttat in Wien war der bereits elfte Frauenmord im laufenden Jahr. Eine Expertin sagt nun schonungslos, was sich im Land endlich ändern muss.
Newsdesk Heute
17.09.2025, 22:25
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Am Dienstagabend drückte ein 44-jähriger Serbe in einer Wohnung eines Mehrparteienhauses in der Wiener Leopoldstadt ab, seine 44-jährige Ex-Lebensgefährtin überlebte die Schüsse nicht. Schwer verletzt wurden 24-jährige Tochter der beiden und ein Angehöriger der Familie, ein 26-jähriger Mann. Der mutmaßliche Täter versuchte noch, vor der Polizei zu flüchten, wurde aber kurze Zeit später tot in seinem Fahrzeug gefunden. Bei der Bluttat handelt es sich vermutlich um den bereits elften Frauenmord im laufenden Jahr in Österreich.

Bist du von Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe

Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555

Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247

Rat auf Draht: 147

Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20

Polizei-Notruf: 133

Frauenrechtsexpertin Maria Rösslhumer vom Verein StoP ordnete am späten Mittwochabend in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf die Geschehnisse ein und erklärte, was es im Land brauche, damit die Gewalt gegen Frauen ende. Warum gebe es nach jedem Frauenmord große Erschütterung, eine breite Diskussion und angedachte Maßnahmen – und trotzdem ändere es kaum etwas an der Zahl der Gewalttaten und deren Ausmaß? "Es fehlt uns eigentlich auch die Empörung seitens der Politik", so Rösslhumer, Maßnahmen gebe es, die Wirkung sei fraglich.

"Scheint in der Umsetzung Probleme zu geben"

"Es scheint in der Umsetzung Probleme zu geben", so Rösslhumer. Im Fall des mutmaßlichen Täters in der Leopoldstadt habe es sich um einen amtsbekannten Mann gehandelt, gegen den bereits ein behördliches Waffenverbot verhängt worden sei – und seine getötete Frau habe bereits in der Vergangenheit Schutz in einem Frauenhaus gesucht. Die Frage sei, "schaut man sich das genau an?". Rösslhumer plädierte für eine Untersuchung des Falles auf "Lücken und Defizite", es hätte eigentlich eine Fallkonferenz der Polizei stattfinden müssen.

Doch was könne die Behörde realistisch tun? "Die besonders gefährlichen Täter, da hilft auch das gewaltschutzgesetz oft nichts", so die Expertin. Täterberatung, Annäherungsverbot, Betretungsverbot, Waffenverbot würden da nicht helfen, wenn man nicht "noch mehr dahinter" schaue", ob diese eingehalten würden. Auch wenn in diesem Fall ein schärferes Waffengesetz nicht geholfen hätte – schließlich wurde gegen den mutmaßlichen Täter bereits ein Verbot verhängt und er besaß trotzdem illegal eine Waffe – plädierte Rösslhumer für mehr Kontrollen.

"Wir haben es in den eigenen Reihen"

Man müsse sich bei gefährlichen Menschen auch ansehen, "wozu ist der tatsächlich fähig", so Rösslhumer. "In dem Fall wer er dazu fähig und in der Lage, sich eine illegale Waffe anzueignen." Es sei schweierig, aber man müsse Täter und potenzielle Täter "viel mehr in die Verantwortung nehmen, viel mehr beobachten, analysieren, weil gerade die besonders gefährlich sind". Gewalt gegen Frauen habe "nichts mit Migration zu tun", so die Expertin. "Es hat nichts mit Ausländern zu tun, wir haben es in den eigenen Reihen genauso."

"Genau diese Männer brauchen wir", so die Expertin dazu, dass nun viele sagen würden, warum sie verantwortlich seien, wenn sie nie im Leben nur im Entferntesten einer Frau Gewalt angetan oder angedroht hätten. "Die brauchen wir, weil die können ein positives Männlichkeitsbild verbreiten. Wir brauchen Männer, die an unserer Seite sind, die mit uns kämpfen in der Gewaltprävention." Wirksam sei die Prävention nur, "wenn der männliche Teil der Gesellschaft mitmacht", so Rösslhumer. "Sie müssen keine Helden sein", es brauche nur "einen klaren Satz". "Wir brauchen Männer, die andere Männer stoppen."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 17.09.2025, 22:31, 17.09.2025, 22:25
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