Gesundheit

Expertin: Darum verändert Corona-Impfung Zyklus & Co

Stärkere Blutungen, veränderte Zykluslänge oder gar keine Regel? Immer mehr Frauen berichten davon. "Heute" sprach mit einer Expertin.

Sabine Primes
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Die Corona-Impfung scheint Zyklus und Menstruation zu beeinflussen.<br>
Die Corona-Impfung scheint Zyklus und Menstruation zu beeinflussen.
Getty Images/iStockphoto

Zu Beginn machte der Mythos nur in den sozialen Medien die Runde: Veränderungen der Regelblutung nach der Corona-Impfung? Was zunächst als seltsame Einzelfälle abgetan wurde, wird jetzt auch von der Medizin aufmerksam beobachtet. Denn immer mehr Frauen berichten nach Erhalt der Corona-Impfung von verschiedenen Menstruations- oder Zyklusveränderungen.

Dr. Alexandra Kautzky-Willer ist Leiterin der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel & Gender Medicine Unit am Wiener AKH. Im Gespräch mit "Heute" bestätigt sie, dass Frauen auch ihr von diesen Erfahrungen erzählen. Frauen, die schon in der Menopause sind, aber plötzlich wieder eine Blutung bekommen oder Frauen, bei denen die Blutung ganz aussetzt oder auf einmal stärker oder schwächer ausfällt oder dass Änderungen in der Zykluslänge auftreten.

Beruhigende Daten

"Mittlerweile glaube ich, dass tatsächlich ein Zusammenhang mit der Impfung bestehen könnte, wobei diese Veränderungen nur temporär sind und nicht bleiben. Somit schätzen wir sie derzeit als harmlos ein. Leider gibt es dazu bislang nur sehr wenige Untersuchungen und keine Studien, die das konsequent unter die Lupe nehmen", sagt Kautzky-Willer.

Aus ein paar Erhebungen wisse man jedoch, dass die Impfung keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit oder den Hormonspiegel der Frauen habe. Auch auf Frauen, die eine In-vitro-Fertilisation hatten und davor geimpft wurden, gab es keine negativen Nebenwirkungen. Ebenso stellte sich keine erhöhte Fehlgeburten-Rate ein.  

Viele Faktoren

Woher diese Änderungen kommen, erklärt die Ärztin mit der Immunreaktion, die die Impfung auslöst. "Da die Impfung eine Immunreaktion auslöst und das Immunsystem mit den Sexualhormonen in ständiger Wechselwirkung steht, könnte es sein, dass durch die immunologische Reaktion Immunzellen in der Gebärmutter beeinflusst werden. Das könnte in Folge zu Verschiebungen führen". Aber auch andere Faktoren wie Stress, exzessiver Sport oder Depression beeinflussen den Zyklus. Die Pandemie hat vor allem Frauen sehr gestresst. Das beweisen Studien und das vermehrte Auftreten von Angststörungen und Depressionen. Daher sei es auch schwierig, tatsächliche Impfstoff-bedingte Veränderungen von stressbedingten Beschwerden auseinanderzudividieren.

Veränderungen melden

Die Änderungen im Zyklus seien bei beiden Impfstoff-Arten aufgetreten. Sowohl bei mRNA- Impfstoffen wie BioNTech/Pfizer als auch bei Vektorenimpfstoffen wie AstraZeneca, sagt Kautzky-Willer. Sie begrüßt, dass jetzt damit begonnen wird, Daten zu diesem Phänomen zu sammeln und ruft alle Frauen dazu auf, zu melden, wenn sie so eine Veränderung bemerken. In Österreich kann man sich an die Österreichische Arzneimittelbehörde oder an den impfenden Arzt wenden.

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    Fruchtbarkeits-Apps sind beliebt, um den Zyklus zu monitoren.
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    Gender-Health-Gap

    Die Medizinerin bedauert, dass Zyklus, Menstruation und Reproduktion bei Impfungen bisher kein Augenmerk geschenkt wurde, man aber spätestens jetzt diese Aspekte mit untersuchen sollte. "Man muss in der Medizin mehr auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede achten. Zwar waren bei den klinischen Tests der Impfstoffe gleich viele Frauen wie Männer involviert und man hat auch die Nebenwirkungen bei Männern und Frauen untersucht, allerdings wurde auf die Menstruation komplett vergessen".