Gesundheit

Explodierende Zahlen: Ruhen wir uns auf Geimpften aus?

"Heute" sprach mit Virologe Norbert Nowotny, warum es bei knapp 1.600 Neuinfektionen keine klaren Ansagen seitens der Politik gibt. 

Sabine Primes
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Knapp 60 Prozent sind derzeit in Österreich vollimmunisiert.
Knapp 60 Prozent sind derzeit in Österreich vollimmunisiert.
Statistik Austria

Heute wurden mit knapp 1.600 der Rekord an Corona-Neuinfektionen vermeldet. Als Reaktion auf die stetig ansteigenden Infektionszahlen hat Bürgermeister Ludwig am Dienstag die weiteren Schritte bei den Coronavirus-Maßnahmen verkündet. Aus den anderen Bundesländern hört man einstweilen nichts punkto Verschärfung der Coronaregeln. Warum ist das so? Wird die Politik nachlässig? Sind knapp 1.600 Neuinfizierte pro Tag (Tendenz steigend) noch nicht genug?

"Heute" sprach mit Dr. Norbert Nowotny vom Institut für Virologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Drei Werte im Auge behalten

Die Politik würde ohnehin reagieren, sagt Nowotny. Seine Ansicht nach sei es wichtig, alle drei Werte zu beachten:
1. die Zahl an täglichen Neuinfektionen (bzw. die 7-Tage-Inzidenz): "Weil wir dadurch sehen, wo sich Infektionscluster zu bilden beginnen und man sofort lokal/regional gegensteuern kann."
2. und 3.  die Zahl der Hospitalisierten und jener Patienten, die eine intensivmedizinische Behandlung brauchen: "Die zeigt uns an, ob es in absehbarer Zeit zu einer Überlastung des Gesundheitssystems kommt. In einem solchen Fall sind großflächigere Maßnahmen notwendig."

Nutzen-Risiko-Abwägung

"Die ist leider ein Phänomen, das wir weltweit sehen. Impfskeptiker sind inzwischen kaum mehr durch Argumente von der Impfung zu überzeugen", so Nowotny. Es sei bereits viele Male kommuniziert worden, dass eine Nutzen-Risiko-Abwägung ganz klar zugunsten des Nutzens einer Impfung ausgehe. Dies würden auch die österreichischen Zahlen der Covid-19-Hospitalisierten und Patienten auf den Intensivstationen belegen, die zu einem sehr hohen Prozentsatz ungeimpft sind.

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    Impfstart (fast) zwischen Leergut und frischem Gemüse: Seit heute gibt es das terminlose Jaukerl gegen das Coronavirus auch in drei Supermärkten. Den Startschuss gaben (v.l.n.r.) Penny-Chef Mario Märzinger, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und Marcel Haraszti, Vorstand der REWE International AG.
    Impfstart (fast) zwischen Leergut und frischem Gemüse: Seit heute gibt es das terminlose Jaukerl gegen das Coronavirus auch in drei Supermärkten. Den Startschuss gaben (v.l.n.r.) Penny-Chef Mario Märzinger, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und Marcel Haraszti, Vorstand der REWE International AG.
    Denise Auer

    Hohe Zahlen im Herbst

    Nowotny sieht die Zahlen auch im Herbst und Winter weiter steigen, "weil immer mehr Virus in der Bevölkerung zirkulieren wird, was für Ungeimpfte zu einem russischen Roulette wird". So könne man nur leicht erkranken, es sei aber genauso  möglich, einen schweren Krankheitsverlauf zu haben. Wen es im Infektionsfall schwer trifft oder nicht, lässt sich nicht vorhersagen. Was sich aber sicher sagen lässt, ist, dass die Impfung gut vor mittelschweren und schweren Krankheitsverläufen schützt.

    Ein Grund mehr, weshalb sich alle impfen lassen sollten. Das Angebot ist mittlerweile so niederschwellig und unkompliziert wie noch nie. Seit heute wird sogar in Supermärkten geimpft.