Grenzgänger ist tot

Felix Baumgartner: "Live wollte ich nicht sterben"

Felix Baumgartner ist tot! Weltberühmt wurde er durch seinen Stratos-Sprung. Mit "Heute" sprach er darüber in einem seiner raren Interviews.
Sport Heute
17.07.2025, 21:38
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Felix Baumgartner war ein Mann der klaren Worte. Interviews gab er dennoch nicht gerne. Für das Sondermagazin „20 Jahre Heute" machte er eine Ausnahme, blickte Jahre nach seinem atemberaubenden Sprung aus der Stratosphäre auf seine Sternstunde zurück.

Baumgartner sprach über Red-Bull-Gründer Didi Mateschitz, der seinen Erfolg erst ermöglicht hatte, über Bergsteiger-Ikone Reinhold Messner, der ihn inspiriert hatte, über Schauspiel-Star Gerard Butler, der sich gegenüber Baumgartner als Feigling bezeichnet hatte, über Butler-Kollegin Eva Longoria, mit der Baumgartner einen kleinen Flirt hatte und über Österreichs Politiker, die ihn in die Schweiz auswandern ließen.

Interview geführt von Klaus Pfeiffer:

Es war einmal in Amerika. Am 14. Oktober 2012 raste Felix Baumgartner mit 1.357 km/h der Erde entgegen. Die Welt hielt den Atem an.

"Ground Control to Major Tom", sang David Bowie in seinem Lied "Space Oddity" 1969. 43 Jahre später gilt die Ansprache Felix Baumgartner. Der Salzburger steht am Rande seiner Druckkapsel in fast 40 Kilometer Höhe. Ein kurzer Satz („Ich komme jetzt nach Hause“), ein Sprung, dann schießt der 43-Jährige mit 1.357 km/h der Erde entgegen – und wird wie Bowies Song zum Welthit.

"Heute": Herr Baumgartner, der Sprung aus dem Weltall: Wie gefährlich war er wirklich?

Felix Baumgartner: Es war ein Experiment. Ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass ich lebend wieder runterkomme. Aber ich wollte auch nicht live im Fernsehen sterben. Das Restrisiko, das da war, haben wir versucht, so weit wie möglich zu minimieren. Das Projekt hatte ja fünf Jahre Vorlaufzeit. Ein Wahnsinn! Wir haben das alles völlig unterschätzt, rechneten zu Beginn mit zwei Jahren. Zu Silvester habe ich einmal zu meiner Freundin gesagt: "Wenn wir nächstes Jahr anstoßen, habe ich den Sprung schon hinter mir" – und so ging es ein paar Mal.

"Heute": Hätten Sie das Projekt auch abbrechen können?

Baumgartner: Natürlich. Zu jeder Zeit. Didi Mateschitz meinte zu mir: "Felix, wenn du da oben bist in der Kapsel, und es geht dir nicht gut, dann dreh bitte sofort um." Aber ich wollte unbedingt springen, wäre der unglücklichste Mensch gewesen, wenn nicht. Ich wusste immer: Ich werde ins Ziel kommen – egal wie. Es sollte nur lebend sein. Wie bei all meinen Projekten davor habe ich auch hier meine Hausaufgaben gemacht. Reinhold Messner hat einmal zu mir gesagt: „Zählen tut nur der, der heil wieder runterkommt – und davon erzählen kann.

"Heute": Mit dem Stratos-Sprung beendeten Sie Ihre Karriere als Extremsportler. Fehlte Ihnen danach nicht der "Kick"?

Felix Baumgartner: Nein, denn die Adrenalinschübe gab es ab sofort bei meinen Auftritten und Vorträgen – etwa vor 5.000 Leuten im Waldorf Astoria beim Captains Dinner zu sprechen. Im Jahr davor hatte Bill Clinton die Ehre. Es ist nicht so einfach, originell und witzig zu sein auf Englisch.

"Heute": Sie lernten auch viele Hollywood-Stars kennen …

Baumgartner: Ja, Jeff Bridges etwa. Oder Eva Longoria, da war sogar ein kleiner Flirt dabei. Besonders in Erinnerung sind mir aber Tom Cruise und Gerard Butler. Mit Cruise war ich eingeladen bei der "Jay Leno Show". Ich saß in meinem Zimmer, überlegte mir, ob ich ihn für ein gemeinsames Foto ansprechen sollte. Dann klopfte es an meiner Tür – davor stand seine Schwester, die auch seine Managerin war, und meinte, Tom wollte mich kennenlernen. Wir hatten dann ein super Gespräch, er gab mir seine Handynummer, nach dem Sprung trafen wir uns noch einmal. Er machte sich um mich sorgen wie um einen kleinen Bruder.

"Heute". Und wie war es bei Gerard Butler?

Baumgartner: Er sah die Tätowierung "Born to fly" auf meinen Unterarm, malte sich dann mit seinem Filzstift "Coward" auf seinen Arm. Was so viel bedeutet wie "Feigling", weil er nie so einen Sprung wagen würde.

"Heute": Der Sprung, die Vorträge – haben Sie ausgesorgt?

Baumgartner: „Ja, ich habe das Privileg, nur noch das machen zu müssen, was ich wirklich will.. Mit dem Helikopter-Akrobatik-Fliegen habe ich mir nach dem Fallschirmspringen meinen zweiten Kindheitstraum erfüllt. In den USA habe ich die Zulassung für Air-Shows gemacht. Ein Drittel des Jahres lebe ich dort.

"Heute": Die andere Zeit in Ihrem Hauptwohnsitz in der Schweiz. Gibt es bald eine Rückkehr nach Österreich?

Baumgartner: „Nein, die Schweiz ist für mich der optimale Ort. In Österreich ist mir zu viel Bürokratie. Auch die jüngsten Vorfälle in der Politik – egal bei welcher Partei – haben mich angewidert. In der Schweiz geht die Macht wirklich vom Volk aus. In Österreich entdecken die Politiker das Volk nur vor den Wahlen.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 17.07.2025, 22:06, 17.07.2025, 21:38
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