Die Britin Chloe Raisbeck hat seit mehr als 20 Jahren kein Stück Obst oder Gemüse gegessen. Denn ein Bissen könnte sie umbringen. Im Alter von sieben Jahren wurde bei der heute 27-Jährigen das orale Allergiesyndrom (OAS) diagnostiziert – eine Allergie gegen alle aus Pollen gewonnenen Stoffe.
Sie bemerkte zum ersten Mal, dass etwas nicht stimmte, als ein Biss in einen Pfirsich in der Schule dazu führte, dass ihre Lippen anschwollen und ihr Hals juckte. Ein Apfel verursachte die gleichen Symptome. Ein Hautpricktest zeigte eine ganze Reihe an Reaktionen auf unterschiedliche Lebensmittel. Der Allergologe diagnostizierte bei ihr das orale Allergiesyndrom (OAS). Summa summarum ist Chloe gegen 15 verschiedene Obst- und Gemüsesorten sowie Nüsse allergisch: Apfel, Pfirsich, Zwetschke, Nektarine, Kirsche, Banane, Kiwi, Karotte, Spinat, Paprika, Petersilie, Mandeln, Haselnüsse, Avocado und Tomaten. Schon der Verzehr eines einzigen Stücks kann dazu führen, dass Chloes Lippen anschwellen, ihr Mund juckt und sie einen Kloß im Hals bekommt. Manche Obst- und Gemüsesorten hat Chloe nie probiert, weil sie zu große Angst vor einer Reaktion hat – darunter Erdbeeren, Melonen, Mangos und Heidelbeeren.
"Meine Allergien kamen aus dem Nichts. Seit ich von diesem Pfirsich gebissen habe, hat sich meine Beziehung zum Essen verändert", erklärt Chloe. Ihre Ernährung ist restriktiv und besteht meist aus "beigen" Lebensmitteln – darunter Nudeln und Reis – und sie wechselt häufig zwischen Fisch, Fleisch und Milchprodukten. Sie ist auf tägliche Multivitaminpräparate angewiesen, um genügend Nährstoffe zu bekommen, da es keine Heilung oder spezifische Behandlung für die Störung gibt. Sie hat eine "Angst vor dem Essen" entwickelt und trägt überall einen EpiPen mit sich, falls sie einen anaphylaktischen Schock erleidet. "Ich bin froh, dass meine Symptome nicht allzu schlimm sind, aber jedes Mal, wenn ich esse, habe ich Angst. Das macht das Essen sehr schwierig."
Die Erkrankung hat einen großen Teil von Chloes Lebens eingenommen und ist zu einer Art Phobie geworden. Sie bringt zu gesellschaftlichen Anlässen oft ihr eigenes Essen mit, um zu vermeiden, "aus Versehen" Obst und Gemüse zu essen und um "peinliche Gespräche" über ihre Essensauswahl zu vermeiden. In extremeren Fällen bat sie ihren Freund, sich nach dem Verzehr von Lebensmitteln, gegen die sie allergisch ist, die Zähne zu putzen, um eine Reaktion auf ihren Lippen zu vermeiden, falls sie sich küssen sollten. "Wenn ich in den Supermarkt oder ins Restaurant gehe, google ich oft oder schlage die Zutaten nach, um auf der sicheren Seite zu sein."
Die junge Frau hat angefangen, Lebensmittel zu probieren, die sie noch nie gegessen hat, um zu sehen, ob sie darauf reagiert – und isst jetzt sogar Himbeeren. Sie hofft, ein gesundes Verhältnis zum Essen aufzubauen und nicht aus Angst zu essen. "Ich werde mein Leben lang gegen diese Lebensmittel allergisch sein. Deshalb versuche ich, Dinge wieder in meinen Speiseplan einzuführen, vor denen ich so große Angst hatte. In den nächsten Jahren hoffe ich, mich abwechslungsreicher zu ernähren und mehr essen zu können. Aber im Moment lasse ich es langsam angehen, Bissen für Bissen."