Sogenannte Sport-BHs gehören für viele Frauen zur Standardausrüstung, wenn es ans trainieren geht. Die BHs bieten Unterstützung, um die Brustbewegung zu reduzieren und somit trainingsbedingte Brust- und Rückenschmerzen zu minimieren. Es gibt sie in verschiedenen Modellen mit unterschiedlich hoher Unterstützung: leicht, mittel und stark. Je nach Sport wählt Frau das passende Modell. So weit, so gut.
Eine neue Studie der Universität Portsmouth legt jetzt aber nahe, dass Sport-BHs mit extremer Stützkraft die Belastung der Wirbelsäule beim Laufen erhöhen und so möglicherweise Rückenschmerzen verursachen können.
Die im European Journal of Sport Science veröffentlichte Studie stellt die gängige Meinung zur Brustunterstützung beim Sport auf den Kopf. Denn während bislang immer die Wirbelsäulenentlastung bei Frauensportwäsche im Vordergrund stand, deutet diese Studie darauf hin, dass eine gewisse Brustbewegung tatsächlich der Gesundheit der Wirbelsäule zugutekommen kann. Die Forscher erklären, dass die Bewegung von Weichteilen in verschiedenen Körperteilen, wie Oberschenkeln und Beinen, nachweislich dazu beiträgt, die Belastung der Gelenke zu reduzieren. Die Bewegung des Brustgewebes scheint demselben Muster zu folgen und wirkt möglicherweise als natürlicher Stoßdämpfer.
Forscher untersuchten mithilfe von Computermodellen, wie sich unterschiedliche Brustunterstützungsgrade beim Laufen auf die Wirbelsäule auswirken. Die Auswirkungen könnten unsere Sicht auf das Design von Sport-BHs und die sportliche Leistung von Frauen verändern. Die Wissenschaftler verwendeten eine Teilnehmerin mit BH-Größe 75DD als Testperson. Sie befestigten 59 Markierungen an anatomischen Stellen ihres Körpers und ließen sie mit einer selbstgewählten Geschwindigkeit über Kraftmessplatten laufen. Dabei trug sie drei verschiedene Brustunterstützungsoptionen: keinen BH, einen Alltags-BH und einen Sport-BH.
Die Studie beinhaltete eine Simulation eines Szenarios, in dem sich die Brüste überhaupt nicht bewegen konnten. Als die Forscher die Brustbewegung in ihrem Modell vollständig eliminierten und gleichzeitig den gleichen Laufstil beibehielten, beobachteten sie erhöhte Lendenwirbelmomente, was eine stärkere Belastung der unteren Wirbelsäule bedeutet. Der Unterschied war nicht unerheblich: Die Veränderungen lagen über 0,05 Newton/kg, was frühere Studien mit Rückenschmerzen in Verbindung gebracht hatten.
Einfacher ausgedrückt: Wenn sich der Busen überhaupt nicht bewegen konnten, wurde die Wirbelsäule stärker belastet. Die Studie zeigte auch, dass das Tragen verschiedener BHs das Laufverhalten der Teilnehmerinnen veränderte. Frauen mit Sport-BHs liefen mit einem um etwa vier Grad aufrechteren Oberkörper als ohne BH.
Was bedeutet das für Frauen, die Sport treiben? Die Studie empfiehlt nicht, auf Sport-BHs zu verzichten – ganz im Gegenteil. Angemessener Halt ist weiterhin entscheidend für Komfort und die Vermeidung von Brustschmerzen während der Aktivität. Allerdings können wir nun die Vorstellung überdenken, dass der engste BH immer die beste Wahl ist.