Das Budgetdefizit ist mit das prägendste Thema der heimischen Innenpolitik. Die Regierung versucht zu sparen, wo es geht – so mussten etwa Beamte und Pensionisten drastische Einschränkungen zur Kenntnis nehmen – und auch die von den Sozialpartnern ausgehandelten Abschlüsse der Kollektivverträge – etwa bei den Metallern (+1,4 Prozent) blieben bislang unter der rollierenden Inflation. Heißt: Trotz Gehaltsplus bleibt den Betroffenen letztlich weniger in der Geldbörse.
Eine nicht unwesentliche Rolle spielt dabei die Wirtschaftskammer. Deren Vertreter plädieren unisono für Zurückhaltung bei den Lohnabschlüssen. Mit gutem Beispiel voran geht die WK allerdings nicht. Denn trotz Konjunkturflaute, steigender Insolvenzen und magerer Lohnabschlüsse in vielen Branchen gönnt die Wirtschaftskammer ihren Beschäftigten eine Gehaltserhöhung über der Inflation von über vier Prozent. Erst nach massiver Kritik und öffentlicher Empörung ruderte man zurück: Nun gibt es "nur" noch ein Gehaltsplus von 2,1 Prozent.
Gleichzeitig wurde nun bekannt, dass sich die Spitzen der Wirtschaftskammer auf Landes- und Bundesebene zuletzt teils massive Erhöhungen der Bezüge gönnten. Die Entschädigung der Wirtschaftskammerpräsidentin in Tirol wurde heuer etwa von 6.400 Euro auf 10.400 Euro erhöht, ein Plus von 60 Prozent. Seitens der Verantwortlichen verweist man allerdings darauf, dass es sich um die erste Anpassung seit 2018 gehandelt habe. Kein Einzelfall, wie das Ö1-Morgenjournal am Freitag berichtet.
Die Wirtschaftskammer hat den Rahmen für die Bezüge der Präsidenten, der Vizepräsidenten und der Spartenobleute im Sommer ausgeweitet. Teilweise habe es "seit Jahrzehnten" keine Inflationsanpassung gegeben, heißt es als Begründung. Der Rahmen ermöglicht nun etwa für die Länderpräsidentinnen und Präsidenten einen Bezug von bis zu 14.000 Euro brutto im Monat, zwölf Mal im Jahr. Wien und Niederösterreich schöpfen diesen Rahmen etwa komplett aus. In Niederösterreich ergab das ein Einkommensplus für den Kammerpräsidenten von rund 50 Prozent. Es geht aber auch anders: In Kärnten verzichtete man etwa auf eine Erhöhung der Bezüge – die Kompetenz dazu liegt nämlich im Bereich der Landeskammern.
Der Präsident der Wirtschaftskammer Österreichs, Harald Mahrer, erhält für diese Tätigkeit. mehr als 15.000 Euro. Mahrer geriet nun aber auch in den Fokus der Öffentlichkeit, weil zuletzt bekannt wurde, dass er als Präsident der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) eine Gage von 88.000 Euro pro Jahr. Während seiner ersten Amtsperiode hatte er auf diese noch verzichtet. Jüngst erklärte Mahrer, dass er das Arbeitsvolumen "unterschätzt" habe. Er gehe aber "ganz offen und transparent" mit seinen Einkünften um.