Hatte sich hohes Plus gegönnt

Gehaltsknaller: Wirtschaftskammer nimmt Erhöhung zurück

Während quer durch die Branchen die Löhne mager steigen, wollte die Kammer ihre um 4,2 % anheben. Nach Empörung rudert man zurück: Nur 2,1 % Plus.
Angela Sellner
05.11.2025, 11:59
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Paukenschlag um die Gehaltserhöhung von 4,2 Prozent – weit über Inflation! –, welche die Wirtschaftskammer für sich selbst beschlossen hatte: Nach massiver Kritik rudert die Organisation zurück und halbiert das Lohnplus.

Welle der Empörung

Die satte Erhöhung in der eigenen Interessensvertretung in Zeiten, wo sich die Belegschaft in vielen Unternehmen angesichts der schlechten Wirtschaftslage mit Lohnabschlüssen unter der Inflation zufriedengeben muss, hatte für einen Aufschrei der Empörung gesorgt. Nicht zuletzt wird sogar bei den Pensionisten gekappt, indem nicht alle im kommenden Jahr die volle Inflationsanpassung erhalten.

Dem alljährlich als signalgebend interpretierte Metallerabschluss, die sich heuer im Blitztempo auf nur 1,4 Prozent für 2026 geeinigt hatten, war auch seitens der Wirtschaftskammer ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein für die schwierige Situation des Standorts attestiert worden.

Und Kammerpräsident Harald Mahrer selbst hatte gelobt, dass sich die Beamtengewerkschaft bereiterklärte, den bereits paktierten hohen Abschluss aufzuschnüren und neu zu verhandeln.

Provokation

Dass die Kammer sich selbst dann satte 4,2 Prozent gönnen wollte, wurde als Provokation empfunden. In den Mitgliedsunternehmen brodelte es kräftig. Alle müssen sparen, nur die Kammer bei sich selbst nicht – das sorgte für Aufruhr.

Am Donnerstag starten die Gehaltsverhandlungen für die 430.000 Handelsangestellten – auch dafür hätte der Geldregen in der Kammer selbst keine guten Voraussetzungen geschaffen.

Auch Kanzler schaltete sich ein

Nun wird zurückgerudert. Auch in der Regierung hatte die Causa für Unmut gesorgt. Zuletzt schaltete sich Kanzler Christian Stocker (ÖVP) persönlich aus dem Homeoffice, wo er sich momentan von seiner Rückenoperation erholt.

Am Mittwoch kurz vor Mittag informierte die Wirtschaftskammer ihre Mitarbeiter: Statt um 4,2 Prozent werden die Gehälter 2026 nur um 2,1 Prozent erhöht und damit unter der aktuellen Inflationsrate.

Kammerchef Mahrer spricht "Machtwort"

"Was rechnerisch korrekt wäre, muss nicht immer das richtige Signal sein. Deshalb habe ich mich entschieden, ein Machtwort zu sprechen und in den laufenden Prozess einzugreifen. Das Ergebnis ist ein österreichweit gemeinsamer Weg", sagt WKO-Präsident Mahrer.

„Besondere Zeiten erfordern von uns allen besondere Maßnahmen – gerade vor dem Hintergrund, dass auch Pensionisten und der öffentliche Dienst ihren Beitrag leisten.“
Harald MahrerWirtschaftskammer-Präsident

"Rechnerisch korrekt"

Die Wirtschaftskammer passt ihre Gehälter immer mit einem Jahr Abstand zu den Kollektivvertragsverhandlungen an. Nach der bisherigen, von allen Fraktionen 2024 beschlossenen Berechnungsmethode, wäre das Gehaltsplus rechnerisch gerechtfertigt gewesen, da es sich an den hohen Abschlüssen des Vorjahres orientierte. Die bisherige mediale Diskussion wurde um den Anpassungsfaktor geführt. Dieser ist relevant für das Budget 2026, das noch nicht beschlossen wurde. "Daher habe ich verlangt, dass genau jetzt eine Entscheidung vor finalen Budgetbeschlüssen zu treffen ist", erklärt Mahrer seinen bewussten Eingriff.

„Es war ein deutliches Machtwort nötig, da die bislang gültige Formel zwar richtig ist, aber nicht die aktuellen gesamtstaatlichen Herausforderungen berücksichtigt.“
Harald MahrerWirtschaftskammer-Präsident

"Es war ein deutliches Machtwort nötig, da die bislang gültige Formel zwar richtig ist, aber nicht die aktuellen gesamtstaatlichen Herausforderungen berücksichtigt. Besondere Zeiten erfordern von uns allen besondere Maßnahmen – gerade vor dem Hintergrund, dass auch Pensionisten und der öffentliche Dienst ihren Beitrag leisten. Jetzt sind große Reformen notwendiger denn je und der Standort braucht positive Signale. Daher werden wir weiterhin im eigenen Bereich, aber auch im gesamten Staatsgefüge, Reformmotor sein", erläutert Mahrer seinen Schritt.

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