Gesundheitssystem am Limit

"Längst überfällig" – Experte mit klarer Reformansage

Das österreichische Gesundheitssystem steht in der Kritik – jetzt fordert Gesundheitsmanager Armin Fidler tiefgreifende Reformen.
Newsdesk Heute
04.11.2025, 21:21
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Lange Wartelisten, überlastete Notaufnahmen, fehlende Intensivbetten – das heimische Gesundheitssystem hat unzählige Baustellen. Dass diese in den entscheidenden Momenten auch zu gravierenden Folgen führen, zeigte sich erst letzte Woche. In Salzburg und Oberösterreich kam es zu tragischen Todesfällen, weil das System nicht funktionierte.

Eine Reform muss dringend her. In welcher Form – darüber streitet sich die Politik aktuell noch. Während einige darauf pochen, dass die Gesundheitsagenden komplett zum Bund wanden (Salzburgs Landeshauptfrau Karoline Edtstadler), betonen andere, dass die Länder am besten wissen, was die eigenen Bürger brauchen (Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner).

"Eine Reform ist längst überfällig"

Für Gesundheitsmanager Armin Fidler zieht die Debatte aber allerdings an der Problemlage vorbei. "Eine Reform ist längst überfällig", stellt er gegenüber der "Krone" klar. Anstatt zu diskutieren, ob diese Reform zentral im Bund oder in den Ländern passiere, müsse "endlich jemand Verantwortung" übernehmen – das sei jetzt wichtig.

Er erklärt dabei, dass eine Zentralisierung in manchen Bereichen durchaus Sinn mache, "weil unser derzeitiges System schlicht nicht zusammenarbeitet". Dass Ärzte nicht sehen können, wo aktuell ein Intensivbett frei sei, "ist inakzeptabel", stellt der Gesundheitsmanager in der "Krone" klar.

"Das ist technisch völlig unsinnig"

Genau dort gebe es laut Fidler auch enormen Reformbedarf – also in der Koordination und Effizienz des Systems. Mitunter eine große Problematik sei das duale Finanzierungssystem: "Alles, was außerhalb der Spitäler passiert, zahlen die Kassen. Alles, was innerhalb passiert, die Länder. Das ist technisch völlig unsinnig", sagt er zur "Krone". Diese müsse man abstellen und stattdessen die Finanzierung aus einer einzigen Hand sicherstellen – als Positivbeispiel nennt er etwa die Asfinag.

"Nicht jedes Kaff braucht eine Geburtenstation"

Außerdem sei die politische Debatte viel zu emotional aufgeladen. So sorgten etwa die drohenden Schließungen der Geburtenstationen in Bludenz und Dornbrin für Proteste. Für Fidler würde hier der Verstand von der Emotion verdrängt werden – "Nicht jedes Kaff braucht eine Geburtenstation", stellt er klar.

"Eine gute Geburtenstation sollte mindestens 1.500 Geburten im Jahr haben – Bludenz hat nicht einmal 400. Das ist nicht im Sinne der Patientinnen. Eine Geburt ist keine Krankheit. Aber wenn etwas schiefgeht, müssen ein erfahrenes Team und entsprechende Infrastruktur parat stehen. Dafür braucht es Routine – und die kann nur dort entstehen, wo regelmäßig viele Fälle behandelt werden", erklärt der Gesundheitsmanager in der "Krone".

"Angepackt gehört es so oder so"

Vorarlberg, steckt aktuell mitten in einer heiklen Spitalsreform. Kritik äußerte Fidler an den Strukturen im Ländle, denn diese seien nicht mehr zeitgemäß. "Wir haben historisch Stadtspitäler geerbt. Das war normal vor hundert Jahren, da hat fast jede Stadt ein Spital gehabt. Auf dieser Basis ist dann immer weiter gewurstelt worden. Heutzutage würde aber niemand mehr für 400.000 Einwohner sieben Spitäler planen."

Eine übergeordnete Steuerung könne dabei helfen, die Emotionen bei politischen Entscheidungen rauszunehmen. "Vielleicht lässt sich ein politisches Problem aus der Distanz leichter lösen. Klar ist aber auch: Angepackt gehört es so oder so."

Am Ende, so Fidlers Fazit, müsse ein Gesundheitssystem den Menschen dienen – und nicht den Strukturen. Dafür brauche es eine Lösung, die modern, flexibel und koordiniert sei.

{title && {title} } red, {title && {title} } 04.11.2025, 21:21
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