Fast 50.000 Schüler in Österreich gelten derzeit als "außerordentlich" – das bedeutet: Sie sprechen nicht gut genug Deutsch, um dem regulären Unterricht folgen zu können. Bisher wurden diese Kinder großteils in eigenen Deutschförderklassen oder -kursen unterrichtet.
Doch damit soll ab dem nächsten Schuljahr Schluss sein – zumindest dort, wo es anders besser funktioniert. Künftig können Schulen selbst entscheiden, ob sie am bisherigen Modell festhalten oder ein eigenes, standortspezifisches Förderkonzept entwickeln.
Am Mittwoch soll die neue Regelung im Ministerrat beschlossen werden. Sie ermöglicht es Schulen, die Deutschförderung autonom zu gestalten – etwa auch integrativ in der Regelklasse statt in eigenen Gruppen.
Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) sieht darin eine notwendige Reaktion auf die Realität: "Angesichts der hohen Anzahl an Kindern, die immer noch nicht ausreichend Deutsch können, müssen wir feststellen, dass die Deutschförderung der vergangenen Jahre nicht ausreichend funktioniert hat."
Er nennt zwei Hauptgründe: Zu wenig Personal und eine starre Vorgabe vom Ministerium. "Das funktioniert nicht ausreichend, weil jede Schule anders ist, die Schülerinnen und Schüler sind anders."
Die Ressourcen – also rund 1.300 eigens geschaffene Stellen – bleiben bestehen. Schulen, die eigene Konzepte erstellen wollen, müssen dabei auf organisatorische Umsetzung, Qualifikation der Lehrkräfte und konkrete Erfolgsmessung achten. Das Bildungsministerium liefert dafür Qualitätskriterien und bietet Schulungs- sowie Begleitangebote an.
Derzeit werden 82 Prozent der außerordentlichen Schüler in getrennten Gruppen unterrichtet. Integrative Deutschförderung gibt es kaum – auch, weil bei acht betroffenen Schülern am Standort bisher zwingend eine Förderklasse oder -gruppe eingerichtet werden muss.
Mit dem neuen Modell sollen Schulen künftig mehr mitreden dürfen – und Kinder schneller ins Klassenzimmer statt in die Warteschleife.