Mit dem Herbstbeginn hat sich die wirtschaftliche Stimmung deutlich eingetrübt. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator fiel im September auf minus 2,2 Punkte – den niedrigsten Wert seit Frühjahr. "Der unbeständige Aufwärtstrend der Konjunktur seit Jahresbeginn hat wieder eine Delle bekommen", so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Besonders in der Industrie und im Dienstleistungssektor habe sich die Stimmung verschlechtert, auch Konsumenten seien erstmals seit einem halben Jahr wieder pessimistischer geworden.
Der Rückgang um 0,8 Punkte gegenüber dem Vormonat war der stärkste seit zweieinhalb Jahren. Erstmals seit Ende 2024 sind alle Komponenten des Indikators gesunken. Laut Bruckbauer spielten dabei vor allem hohe Teuerungsrate eine Rolle: "Die hohen Inflationswerte der vergangenen Monate dürften eine große Rolle bei der Eintrübung der Konjunkturstimmung gespielt haben." Das Verbrauchervertrauen sank auf den tiefsten Wert seit sechs Monaten und trug am stärksten zum Rückgang des Indikators bei.
Die Inflation von rund vier Prozent im Jahresvergleich ließ die kräftigen nominellen Lohnsteigerungen des Jahres verpuffen – reale Kaufkraftzuwächse blieben aus. Das belastete vor allem den Dienstleistungssektor, wo die hohen Kosten nicht mehr vollständig an die Kunden weitergegeben werden konnten. In der Bauwirtschaft sorgte ein verhaltenes Neugeschäft für Zurückhaltung: Während im Hochbau die Sorgen zunahmen, hellte sich die Stimmung im Tiefbau und bei Nebengewerben leicht auf.
Auch die Industrie leidet unter hohen Energie- und Personalkosten sowie unter Gegenwind im Export, ausgelöst durch die Abschottungspolitik der USA. Die Stimmung fiel dort auf den tiefsten Wert des Jahres, obwohl sich das globale Exportumfeld etwas stabilisiert hat.
Trotz der Eintrübung hebt die Bank Austria ihre Wachstumsprognose für 2025 leicht an. Konkret erwartet die Bank nun ein Plus von 0,3 Prozent statt der zuvor prognostizierten 0,1 Prozent. "Im ersten Halbjahr übertraf das BIP den Vergleichswert des Vorjahres um 0,3 Prozent", erklärt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die Inlandsnachfrage bleibe der wichtigste Motor, während der Außenhandel durch US-Zollmaßnahmen gebremst werde.
Für 2026 rechnen die Ökonomen mit einem Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent – getragen von der Nachfrage im Inland und einer etwas stabileren Exportwirtschaft. Eine kräftige Erholung ist aber nicht in Sicht: Lohnerhöhungen unterhalb der Inflationsrate – etwa in der Metallindustrie oder im öffentlichen Dienst – werden den privaten Konsum kaum weiter ankurbeln. Zudem dürften hohe Unsicherheiten und unveränderte EZB-Leitzinsen die Bereitschaft dämpfen, Geld auszugeben.
Am Arbeitsmarkt erwartet die Bank eine langsame Stabilisierung. "Angesichts der schwachen Konjunktur wird sich die Lage am Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten noch etwas verschlechtern", sagt Pudschedl. Die Arbeitslosenquote soll 2025 zwar im Schnitt 7,5 Prozent betragen, 2026 jedoch leicht auf 7,4 Prozent sinken.
Bei der Inflation rechnen die Experten 2025 mit einem Durchschnitt von 3,5 Prozent. Erst 2026 dürfte sie mit 2,4 Prozent spürbar sinken, weil der Effekt des Auslaufens der Strompreisbremse aus der Berechnung fällt. "Mit Beginn des Jahres 2026 wird sich die Teuerung schlagartig verringern", betont Pudschedl. Dennoch bleibe sie über dem erwarteten Euroraum-Durchschnitt bzw. dem von der EZB angestrebten Zielwert von 2,0 Prozent.