Die EU-Kommission hat ein vertieftes Prüfverfahren gegen den chinesischen Bahnhersteller CRRC eingeleitet. Wie die Brüsseler Behörde am Donnerstag mitteilte, bestehe der Verdacht, dass der staatseigene Konzern durch Subventionen einen unfairen Vorteil bei einer Ausschreibung in Portugal erhalten haben könnte.
Konkret wird untersucht, ob CRRC im Rahmen eines öffentlichen Vergabeverfahrens für die Lieferung von Leichtbahnfahrzeugen für die neue "violette" U-Bahnlinie in Lissabon unzulässige finanzielle Unterstützung aus China erhalten hat – und dadurch den Wettbewerb im europäischen Binnenmarkt verzerrte.
Das Verfahren richtet sich gegen das Unternehmen CRRC Tangshan Rolling Stock Unipessoal, eine portugiesische Tochter des chinesischen Staatskonzerns. Diese war Teil eines Konsortiums unter der Führung des Baukonzerns Mota Engil, das im Frühjahr 2025 an der Ausschreibung der Metropolitano de Lisboa teilnahm. Nach einer ersten Prüfung sieht die Kommission "ausreichende Hinweise" auf mögliche Marktverzerrungen und will nun in einem eingehenden Ermittlungsverfahren klären, ob und in welchem Ausmaß staatliche Subventionen aus China den Preisvorteil des Unternehmens ermöglicht haben.
"Heute starten wir eine Untersuchung nach der neuen Verordnung über ausländische Subventionen, um zu prüfen, ob solche Hilfen es dem chinesischen Bahnhersteller CRRC ermöglicht haben, ein unangemessen günstiges Angebot abzugeben", erklärte Stéphane Séjourné, Exekutiv-Vizepräsident der Kommission für Wohlstand und industrielle Strategie. Europas Offenheit beruhe darauf, "dass alle Teilnehmer sich an die Regeln halten". Den Binnenmarkt vor Verzerrungen zu schützen, sei entscheidend, um fairen Wettbewerb sicherzustellen und die wirtschaftliche Sicherheit der EU zu wahren, so Séjourné weiter.
Die EU will mit der neuen Foreign Subsidies Regulation verhindern, dass Konzerne aus Drittstaaten – insbesondere aus China – mit massiven staatlichen Beihilfen europäische Anbieter unterbieten. Sollte sich der Verdacht bestätigen, könnte die Kommission das Projekt in Portugal stoppen, Gegenmaßnahmen verhängen oder Auflagen formulieren.
Besonders brisant ist der Fall auch aus österreichischer Sicht: Der private Bahnbetreiber Westbahn hat erst vor Kurzem vier Züge von CRRC übernommen – eine Premiere für den chinesischen Hersteller in Europa. Schon damals wurde nicht nur in Fachkreisen kritisiert, dass CRRC durch staatliche Unterstützung in der Lage sei, Fahrzeuge deutlich günstiger anzubieten als europäische Konkurrenten.
Dass die EU-Kommission nun gegen den Konzern vorgeht, kann als klares Signal verstanden werden: Europa will sich nicht länger von chinesischen Staatskonzernen über den Preis ausmanövrieren lassen. Die Untersuchungen gegen CRRC gilt als Testfall, ob die EU tatsächlich in der Lage ist, ihren Binnenmarkt gegenüber unfair subventionierter Konkurrenz zu schützen.