Jeder, der sie hatte, weiß, wie belastend Akne sein kann. Akne ist eine komplexe Hauterkrankung, weil die Ursachen komplex sind. Genetik, Ernährung, Stress, Umweltfaktoren, Allergien – all das und mehr kann sie auslösen. Genauso komplex ist die Therapie. Man kann sie von innen (mittels Tabletten) oder äußerlich (mittels Cremen, etc.) behandeln.
Neben Cremen mit Azelainsäure oder Benzoylperoxid, die als Standard in der Aknebehandlung gelten, hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA jetzt grünes Licht für einen neuen Wirkstoff zur Aknebehandlung gegeben. Es ist die erste Neuerung in der Akne-Therapie seit 40 Jahren.
Das neue Creme-Präparat "Winlevi" enthält den Wirkstoff Clascoteron zum Auftragen auf die Haut. Clascoteron ist ein Androgenrezeptor-Hemmer, der die Wirkung von männlichen Sexualhormonen in jenen Hautzellen blockiert, die für die Talgproduktion verantwortlich sind. Das reduziert die Talgproduktion der Haut und damit das Risiko von akneartigen Entzündungen und Zysten. Eine Hemmung der Talgdrüsenaktivität wurde bisher nur durch orale Wirkstoffe wie Isotretinoin ("Ciscutan") oder Spironolacton erreicht.
Die Vorteile von Winlevi wurden in zwei zulassungsrelevanten Phase-3-Studien mit Erwachsenen und Jugendlichen nachgewiesen. Nach drei Monaten zweimal täglicher Anwendung im Gesicht sprach ein größerer Anteil der Patienten auf die Behandlung mit Winlevi an. Die häufigsten Nebenwirkungen waren lokale Hautreaktionen wie Rötung, Schuppenbildung/Trockenheit, Juckreiz und Stechen/Brennen.
Die nun erfolgte Empfehlung der EMA bedeutet jedoch nicht, dass das Medikament sofort in den EU-Ländern verfügbar sein wird. Ob und wann die Arznei auch in Österreich erhältlich sein wird, liegt jetzt an den österreichischen Gesundheitsbehörden.
In den USA ist Clascoteron als Creme bereits seit 2020 für die Behandlung von Acne vulgaris für Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. Auch in Großbritannien wurde bereits die Zulassung erteilt.