Für die meisten Menschen ist das Haarewaschen oft eine kleine Tortur: Hat man seine Haare erst gestern gewaschen, sind sie morgen schon wieder fettig. Um den öligen Strähnen den Kampf anzusagen, weigern sich nun manche den Kopf regelmäßig zu waschen. Der Grund: Im Netz kursiert erneut die Theorie, dass vermehrtes Haarewaschen die Mähne besonders schnell fetten lässt.
Manche schaffen es für mehrere Tage ihre Haare nicht waschen zu müssen, einige ziehen den Trend sogar radikaler durch. Zuletzt sorgte die Taktik in den Corona-Lockdowns für Furore.
Die Idee dahinter: Durch das Auslassen von Haarwäschen soll die Talgproduktion wieder "ins Gleichgewicht" gebracht werden. Das Haar soll länger sauber und frischer bleiben. Auf TikTok zeigt sich Influencerin Tink vor der Kamera und meint, dass sie ihre Haare erst zum dritten Mal dieses Jahr wäscht. Im vorherigen Jahr soll die Content Creatorin in Summe nur elf Mal ihre Haare gewaschen haben. Unter diesem Video teilt eine andere Userin dieselbe Haarroutine: "Seit letztem Jahr habe ich noch immer nicht meine Haare gewaschen und es läuft gut."
Online zeigen sich die Nutzer verwirrt: Unter verschiedenen TikTok-Posts diverser Influencer wird spekuliert, wie das überhaupt funktionieren soll. Während sich einige fragen, wie das nach dem Sport aussehen soll, schreibt eine Frau, dass sie 10 bis 14 Tage ohne dem Haarewaschen auskommen kann.
Dermatologin Vanita Rattan kann sich mit dem "Hair Training"-Hype jedoch nicht wirklich anfreunden. Gegenüber der englischen Boulevardzeitung "The Sun" erklärt die Ärztin: "Leider funktioniert das 'Hair Training" nicht. Die Kopfhaut kann nicht darauf "trainiert" werden, dass sie weniger Öl produziert. Menschen glauben, dass es tatsächlich funktioniert, doch sie haben sich lediglich an die Talgansammlung gewöhnt.
Durch das Vernachlässigen der Haare, wirkt die Mähne nicht nur dreckig, sondern kann auch der Kopfhaut richtig zu schaffen machen. "Das Auslassen von Haarwäschen kann zu Reizungen, Schuppen und Verschlimmerungen von Erkrankungen, wie Ekzemen und Psoriasis, führen", warnt Rattan. Sie fügt auch noch hinzu, dass Bakterien, die Schweiß und Talg zersetzen, ebenfalls einen unangenehmen Geruch verursachen können.
Laut der Dermatologin hängt es davon ab, welchen Haartyp man besitzt. Die Ärztin hält nichts davon, wenn einen ganzen Monat die Haare nicht gewaschen werden. "Feines Haar wird schneller fettig, da es mehr Talgdrüsen hat, daher ist es am besten, es jeden zweiten Tag zu waschen", rät sie. "Grobes Haar kann drei bis vier Tage zwischen den Haarwäschen aushalten, während krauses oder sehr lockiges Haar – das von Natur aus trockener ist – alle zwei bis drei Wochen gewaschen werden sollte", fügt Rattan noch hinzu.
Zudem empfiehlt sie die "Sandwich-Methode": Zuerst sollte man eine Spülung auftragen und die Haare danach mit Shampoo einmassieren. Nach dem Einshampoonieren sollte man seine Mähne wieder mit einer Haarspülung pflegen. Durch die "Sandwich-Methode" soll die Feuchtigkeitsbarriere des Haares tatsächlich geschützt werden können.