DIY-Botox auf TikTok & Co

Deshalb spritzen sich Influencer daheim nun Nervengift

Auf Social Media gehen derzeit DIY-Botox-Videos viral. Experten waren jetzt vor schiefen Gesichtszügen und Infektionen durch die Giftspritze.
18.08.2025, 14:39
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Auf TikTok und Reddit häufen sich Berichte von Privatpersonen ohne medizinische Ausbildung, die teilen, wie viel Botulinumtoxin (= Botox) sie sich selbst gespritzt haben, um ihre Falten loszuwerden. Um an das Nervengift heranzukommen, muss man eigentlich ein approbierter Arzt sein. Das hält aber Online-Nutzer nicht davon ab, im Netz zu teilen, welche Einstichstellen sich für das Gift besonders gut eignen. Außerdem gelingt es einigen an Botox zu kommen, indem sie nach Anbietern suchen, die das nervenlähmende Toxin ohne Arztausweis direkt in den Briefkasten liefern. Bei der Suche stößt man vor allem auf eine Firma: "Innotox".

Was ist "Innotox"?

Hinter dem Namen "Innotox" verbirgt sich "eine flüssige Botulinumtoxin-Formulierung aus Südkorea, die weder in der Schweiz noch in der EU oder den USA zugelassen ist", so Lukas Jäggi, Mediensprecher von "Swissmedic" gegenüber "20 Minuten". Dass das Präparat in der EU, Schweiz und USA nicht zugelassen ist, hält Privatpersonen nicht davon ab, selbst Hand anzulegen.

Nur einige Klicks notwendig

Recherchiert man kurz, entdeckt man einige Webseiten im Netz, die das Nervengift verkaufen - 50 Einheiten des illegalen Produkts gibt es ab circa 30 Euro zu kaufen, dazu kommen noch Versandkosten. Wer sich beim Dermatologen spritzen lässt, muss dahingegen schwer blechen: Für eine einzelne Zone, die zwischen zwei und vier Einheiten benötigt, zahlt man oft mehrere Hundert Euro.

In der Schweiz hat "Swissmedic" mit dem DIY-Botox bereits leicht zu kämpfen: "Das Internet ist kein rechtsfreier, aber ein schwer kontrollierbarer Raum. 'Swissmedic' kann in der Schweiz betriebene Webseiten überwachen, jedoch keine globalen Handelsplattformen unterbinden", fügt Jäggi hinzu. Die illegale Bestellung kommt mit Risiken: "Die Produkte können unsachgemäß dosiert, verunreinigt oder gefälscht sein – mit potenziell gravierenden gesundheitlichen Folgen."

Oft reicht nur ein falscher Stich

Marianne Meli, Dermatologin in Zürich, erläutert im "20 Minuten"-Interview, wie diese ausfallen können: "Wird der Wirkstoff an der falschen Stelle oder in der falschen Dosierung injiziert, kann es etwa zu hängenden Augenlidern oder zu schiefen Gesichtszügen kommen." Oder noch dramatischer: "Wenn sich Botox weiter im Gewebe ausbreitet als beabsichtigt, kann es sogar wichtige Funktionen wie das Schlucken oder Sprechen beeinträchtigen."

Weil kaum jemand der User im Netz medizinische Erfahrung hat, verlassen sich viele auf Skizzen aus Onlineforen. Die Ärztin erklärt, warum das nicht funktioniert: "Jeder Mensch hat eine ganz eigene Mimik, individuelle Muskelverläufe und eine unterschiedlich starke Muskelaktivität. Deshalb kann die Botox-Therapie niemals nach einem festen Schema durchgeführt werden. Was bei einer Person für ein gutes Ergebnis sorgt, kann bei einer anderen zu Nebenwirkungen führen."

Monatelange Folgen und hohes Infektionsrisikos!

Geht etwas schief, kann man die Folgen nicht ohne Weiteres rückgängig machen – man muss abwarten, bis das Botox seine Wirkung nach mehreren Monaten verliert. Dazu beunruhigt die Dermatologin noch etwas anderes: "In vielen Videos ist klar erkennbar, dass unhygienisch gearbeitet wird. Weder Handschuhe noch Desinfektion sind zu sehen. Hier besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko."

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 18.08.2025, 14:43, 18.08.2025, 14:39
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