"Ein Kind zu machen, ist doch einfach" – denken viele Männer. Doch genau hier liegt ein Irrtum vor, der in sozialen Medien für Gesprächsstoff sorgt. Auf TikTok erklären einige, dass sich der Mann schon Monate vor der eigentlichen Zeugung darauf vorbereiten sollte – kein Alkohol, kein Koffein, kein Rauchen. Er soll so fit wie möglich sein, damit die Frau eine möglichst gute Schwangerschaft hat.
Das bestätigen auch Schweizer Experten. "Die Gesundheit des Vaters kann ein bedeutender Faktor für eine gesunde Schwangerschaft und funktionierende Plazenta sein", sagt Dr. Leutrim Zahiti, Oberarzt an der Klinik für Urologie am Luzerner Kantonsspital.
"DNA-Schäden in den Spermien – etwa durch Rauchen, Alkohol, Umweltgifte oder Übergewicht – können sich negativ auf Schwangerschaft und Plazentabildung auswirken." Aus seiner Sicht sei es daher sehr wichtig, dass sich Männer aktiv vorbereiten – sowohl aus gesundheitlicher als auch aus partnerschaftlicher Sicht.
Auch Dr. David Zimmermann, Facharzt für Urologie im Andrologiezentrum Zürich Uroviva, sieht einen klaren Zusammenhang: Eine schlechte väterliche Gesundheit könne das Risiko für Schwangerschaftsvergiftung, Frühgeburt und weitere Komplikationen erhöhen – unabhängig von den Risikofaktoren der Mutter.
Beide Ärzte sind sich einig: Noch immer liegt der Fokus beim Thema Kinderwunsch meist auf der Frau. "Dass die Spermienqualität die Chancen auf eine Schwangerschaft beeinflusst, wissen die meisten Männer mittlerweile. Deutlich weniger bekannt ist jedoch, dass sie auch den Verlauf der Schwangerschaft mitbestimmen kann", sagt Zimmermann.
Auch gemäß Zahiti wären sich viele Männer noch nicht ausreichend darüber bewusst: "Aber das Bewusstsein wächst langsam – Männer fragen häufiger nach, lassen sich beraten und achten mehr auf ihre Gesundheit."
Beide Ärzte halten mindestens drei Monate für realistisch. "Rauchen sollte man allerdings schon Jahre vorher aufgeben", betont Zahiti. Zimmermann ergänzt: "Die Familienplanung ist oft ein guter Anlass, um ungesunde Gewohnheiten zu beenden – von Rauchen über Drogen bis zu übermäßigem Alkoholkonsum." Gleichzeitig rät er, die Familienplanung nicht zu verkopfen, um unnötigen Druck zu vermeiden. "Es geht nicht darum, alles komplett zu vermeiden, sondern eher Intensität und Häufigkeit von gewissen Angewohnheiten gegebenenfalls zu reduzieren."