"System steht vor Kollaps"

"Geht nicht mehr" – diese Untersuchungen sind in Gefahr

In Oberösterreich sind 46 Kassenstellen unbesetzt – die Ärztekammer schlägt Alarm und fordert von der Gesundheitskasse endlich Taten.
Oberösterreich Heute
18.06.2025, 03:00
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Die Ärzteschaft in Oberösterreich schlägt Alarm: 46 Kassenstellen sind unbesetzt, allein 31 davon im Bereich der Allgemeinmedizin. Hochgerechnet bedeutet das: Rund 80.000 Bürger haben aktuell keinen Hausarzt. Die Folge: Überlastung, Versorgungslücken – und ein System am Rande des Kollaps.

"Heute" sprach mit Dr. Wolfgang Ziegler, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Mediziner wie er müssen die Lücken ausgleichen, oft übernehmen sie Aufgaben, die eigentlich in den Spitälern erledigt werden müssten – und die zusätzlich wirtschaftlich unrentabel sind.

Gefordert wird ein attraktiverer Kassenvertrag, weniger Bürokratie und flexible Arbeitsmodelle wie etwa die 4-Tage-Woche. Gerade für junge Mediziner wäre das ein Anreiz, sich niederzulassen. Doch statt Unterstützung gibt es laut Ärztekammer von der ÖGK immer neue Sparvorgaben – zuletzt sogar mit dem Hinweis, die Ärzte müssten einen "Solidarbeitrag" leisten.

Paul Niederberger und Dr. Wolfgang Ziegler (vlnr) schildern die Auswirkungen des Ärztemangels.
Ärztekammer OÖ

Ziegler kontert: "Die Kolleginnen und Kollegen leisten diesen Beitrag längst – indem sie zusätzlich Patienten übernehmen, Kassenstellen kompensieren und oft weit über das Limit gehen." Es müsse zu "Einsparungen in der Leistungserbringung" kommen. Folgende Beispiele werden genannt:

4-Tage-Woche

  • Vereinzelt müssten Ordinationen auf vier Öffnungstage pro Woche reduzieren, um keine Leistungs- und Frequenzüberschreitungen mehr zu begehen. "Daher können wir nur mehr deutlich weniger Termine in den Ordinationen vergeben, was zu noch längeren Wartezeiten führen wird."

Telefonische Erreichbarkeit

  • Sehr belastend sei in vielen Ordinationen die telefonische Erreichbarkeit, die ebenfalls eingeschränkt werden muss und damit auch telefonische Auskünfte stark reduziert werden.

Leistungen nicht mehr angeboten

  • Leistungen, die nicht kostendeckend honoriert werden, könnten nicht weiter angeboten werden. Worum es konkret geht? Etwa um die Versorgung chronischer Wunden oder um aufwändige Kontrastmitteluntersuchungen. Wobei das von Ordination zu Ordination sehr unterschiedlich sein kann. Ziegler macht klar: "Irgendwann muss man sagen: Das mach ich nicht mehr." Der Frust wächst. Und mit ihm die Forderung an die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK): Diese müsse endlich handeln – und zwar rasch.

Auch Johanna Holzhaider, stellvertretende Kurienobfrau, Klartext: "Wer mehr arbeitet, wird im jetzigen System regelrecht bestraft." Verbesserungen wären sogar ohne zusätzliches Geld möglich – doch der Dialog mit der ÖGK liege seit Monaten auf Eis. Dabei brauche es gerade jetzt ein Miteinander, um die medizinische Grundversorgung im Land zu retten.

{title && {title} } red, {title && {title} } 18.06.2025, 03:00
Jetzt E-Paper lesen