Das kommende Kopftuchverbot in Schulen sorgt für Aufruhr. Es soll für alle Mädchen bis zum vollendeten 14. Lebensjahr in Klassen, am Pausenhof, im Turnsaal und an Sportplätzen ohne Ausnahme gelten.
Gestartet wird nach den Semesterferien mit einer "Aufklärungsphase", so hat es die Regierung diese Woche präsentiert. Ein wichtiger Teil dieser Phase: "Sittenwächter", die ein solches Verbot bekämpfen werden, sollen erkannt werden.
"Heute" sprach mit Kenan Güngör, namhafter Experte für Integration in Österreich. Er beschreibt: "Sittenwächter sind Jugendliche, die sich dazu berufen fühlen, anderen zu sagen, wie sie sich als Muslime zu verhalten haben."
In den Klassen gibt es oft zwei bis drei Burschen, die Druck auf ihre muslimischen Mitschüler – egal ob weiblich oder männlich – ausüben: "Die treten auch dominant auf. Es ist eine Form, Macht auszuüben 'da bin ich der Mächtige', so fühlen sie sich." Motto: "Es ist egal was du denkst, du musst es so machen, wie ich will."
▶ Gilt bis zum vollendeten 14. Lebensjahr
▶ Das Verbot gilt in allen Schulen (private, öffentliche und konfessionelle)
▶ Alle Formen der islamischen Verhüllung werden verboten (Burka, Hijab)
▶ Gilt in der Klasse, am Pausenhof, im Turnsaal und an den Sportplätzen
Sie achten also etwa darauf, dass Kopftücher getragen werden. Oder: Im Ramadan werden sie penibel darauf schauen, dass Klassenkollegen auch wirklich fasten, "es geschieht auch im Kollektiv: Jugendliche üben Druck aufeinander aus."
Sehr häufig sorgen die Sittenwächter auch dafür, dass ein muslimisches Mädchen keinen Freund hat. "Da gab es Fälle, da wurden männliche Jugendliche zusammengeschlagen und die Mädchen massiv unter Druck gesetzt."
Die Druckausübung geschieht oft in der Klasse vor allen anderen, im Pausenhof oder aber das Mädchen wird auf dem Heimweg allein abgepasst.
Die Message bleibt in der Schule nicht verborgen: "Die meisten wissen, was da geschieht, zumindest einige im Klassenverband durchschauen es, oft auch alle in der Klasse."
Die Burschen werden aus diversen Gründen zu Sittenwächtern. Manche aus Tradition, viele lernen es aber auch aus Videos auf Sozialen Medien, erklärt Experte Güngör: "Da heißt es dann: 'Passt auf eure Brüder und Schwestern auf, sie sollen dies und jenes nicht machen.'"