Österreichs Erfolgstrainer Oliver Glasner hat in England bereits zwei Trophäen gesammelt – den FA Cup und zuletzt auch den Community Shield. Und das sensationell mit seinem Klub Crystal Palace, der mit der finanziellen Zugkraft der Top-Adressen auf der Insel eigentlich nicht mithalten kann.
Der ÖFB-Export gilt als einer der großen Gewinner des Sommers. Doch hinter den Kulissen ziehen dunklere Wolken auf: Bei Crystal Palace drohen ihm die wichtigsten Stützen des Kaders davonzubröckeln, während dringend benötigte Neuzugänge ausbleiben.
Zum Liga-Auftakt gegen Klub-Weltmeister Chelsea erkämpfte Glasners Team an der Stamford Bridge ein beachtliches 0:0 – eigentlich ein Prestige-Erfolg. Doch unmittelbar danach sorgte ein frostiger Moment für Gesprächsstoff: Abwehrchef Marc Guehi, Englands heißer Transferkandidat für Liverpool, ignorierte seinen Coach komplett und verschwand direkt in den Kabinengang. Von Harmonie keine Spur.
Hier der Moment, als Glasner seinen Star vergeblich zu sich rufen möchte, im Video:
Auch Offensivmann Eberechi Eze ließ durchblicken, dass seine Zukunft kaum bei Palace liegt. Bei der Chefetage ist sein Wechselwunsch bereits hinterlegt. Nach Abpfiff winkte er auffällig in die Fan-Ränge – für viele ein stiller Abschied in Richtung Tottenham. Am Montag begannen die Verhandlungen zwischen den Klub-Vorsitzenen von Palace (Steve Parish) und den Spurs (Daniel Levy). Mit dem Spieler ist sich der amtierende Europa-League-Sieger bereits einig.
So bleibt Glasner trotz des Achtungserfolgs gegen Chelsea mit einem bitteren Nachgeschmack zurück: Die Defensive könnte auseinanderbrechen, die Offensive ihre größte Kreativkraft verlieren – ohne dass Ersatz in Sicht ist.
Bisher wurde nur für einen Neuzugang Geld ausgegeben: Linksverteidiger Borna Sosa kam für 2,3 Millionen Euro. Für britische Verhältnisse geradezu lächerlich. Nur Fulham (0,5 Millionen) hat weniger investiert. An der Spitze haben Liverpool (340 Millionen), Chelsea (280), Manchester United (230 Millionen), Arsenal (224 Millionen) kräftig umgerührt. Nach Fulham und Crystal hat Aston Villa mit 37 Millionen am wenigsten, aber immer noch ein Vielfaches von Glasners Team für neue Spieler ausgegeben.
Für den 49-Jährigen wird die neue Saison damit zur härtesten Prüfung seiner noch jungen England-Karriere.
