Jahrelang in Mindestsicherung

Häuser in Syrien! Familie kassiert 70.000 € Sozialhilfe

Immer mehr tricksen bei Sozialhilfen, obwohl sie keinen Anspruch haben. Der Schaden beträgt bundesweit jährlich Millionen Euro.
Christoph Weichsler
18.04.2025, 11:45

So schamlos wurde noch nie getrickst und abkassiert: 17,5 Prozent mehr Anzeigen wegen Sozialleistungsbetrug als im Vorjahr verzeichnet die neue Kriminalstatistik 2024.

Immer mehr Menschen geben falsche Angaben zu Vermögen oder Wohnsitz an, verschweigen Nebeneinkünfte oder reisen nur zum AMS-Termin ein – und kassieren Sozialgeld, obwohl sie längst keinen Anspruch haben. Die Polizei spricht von einer neuen Dimension – und einer Tätergruppe, die "immer dreister" vorgeht.

Famile kassiert 70.000 Euro

Wie weit manche gehen, zeigt ein aktueller Fall, den die Polizei genau analysiert: Ein 47-jähriger Syrer kam 2022 mit seiner Familie nach Österreich, beantragte die Mindestsicherung – und erhielt sie auch.

Erst 2024 flog auf: Der Mann besitzt in Syrien mehrere Häuser, Geschäftslokale und Grundstücke. Damit lag sein Vermögen weit über dem erlaubten Freibetrag von 5.000 Euro – trotzdem kassierte er über 70.000 Euro. Die Taskforce Sozialleistungsbetrug (TF SOLBE) ermittelt.

Österreichweit über 4.800 Betrugsanzeigen

Die Zahlen von Sozialbetrug steigen österreichweit dramatisch an: 2024 wurden insgesamt 4.865 Fälle wegen Sozialleistungsbetrugs erstattet – ein Plus von 9,2 Prozent. Seit der Gründung der Taskforce im Jahr 2018 wurden 25.156 Tatverdächtige ausgeforscht, 23.653 Anzeigen erstattet – und ein Schaden von über 135 Millionen Euro ermittelt.

Frau trickst mit 12 Hochzeiten 326.000 Euro Pension heraus

In der Steiermark etwa flog ein skurriler Fall auf: Eine 73-Jährige heiratete ihren zweiten Ehemann zwölfmal, ließ sich jedes Mal wieder scheiden – und kassierte dafür Witwenpension und Abfertigung.

Das Paar lebte stets gemeinsam – doch die rechtlichen Schlupflöcher nutzte die Frau schamlos aus. Der Oberste Gerichtshof schob der Masche 2024 endgültig einen Riegel vor. Der Schaden: über 326.000 Euro.

Hotel-Masseur kassiert AMS-Geld und arbeitet schwarz

Ein 46-jähriger Österreicher meldete sein Massagegewerbe "ruhend" und bezog jahrelang Geld für Aus- und Weiterbildungen vom AMS. Doch anstatt zu lernen, arbeitete er fleißig weiter – als Masseur in einem Hotel.

Laut Polizei lagen seine Einnahmen deutlich über der Geringfügigkeitsgrenze. Gemeldet hat er nichts. Der Schaden: rund 53.000 Euro – gezahlt von der Allgemeinheit.

160 Tage in Bosnien – trotzdem AMS-Zahlung

Auch eine junge Frau mit bosnischer Staatsbürgerschaft, geboren in Niederösterreich, fiel durch dreisten Betrug auf: Sie bezog in Österreich Arbeitslosengeld – obwohl sie sich die meiste Zeit im Ausland befand.

Die Kontrolle ihrer Grenzübertritte ergab: 160 Tage war sie zwischen Juni 2023 und April 2024 in Bosnien. Eine anonyme Anzeige brachte den Fall ins Rollen. Der Schaden: 3.800 Euro. Ihre Ausrede: "Ich habe nur meine Schwester besucht."

Spezialeinheit knöpft sich Täter vor – 99,5 % Aufklärung

Die Taskforce Sozialleistungsbetrug (TF SOLBE) ermittelt mit Schwerpunktaktionen, Datenauswertung und Flughafen-Kontrollen. Hinweise kommen auch über den "SOLBE-Meldebutton" auf der Website des Bundeskriminalamts.

Die Erfolgsquote ist hoch: 99,5 Prozent aller Betrugsfälle werden aufgeklärt. Doch die Behörden warnen: Die Täter schlafen nicht – und entwickeln ständig neue Maschen.

Viele Betrüger fliegen auf – Täter werden dreister

Die Kriminalitätsstatistik beweist: Sozialbetrug ist längst ein Massenphänomen. Die Maschen reichen von klassischer Schwarzarbeit bis hin zu legal wirkenden Konstrukten mit maximalem Schaden für die Allgemeinheit.

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