Matthias Wasinger

Heeres-Oberst schockt: "30000 Tote für halb Vorarlberg"

Kreml-Kriegstreiber Putin lässt im Herbst eine Offensive starten. Er will Front endlich durchbrechen – Oberst Wasinger sieht geringe Erfolgschancen.
Newsdesk Heute
04.09.2025, 19:57
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Die Lage an der ukrainischen Front ist prekär. Die Truppen von Kriegstreiber Wladimir Putin haben weiterhin die Initiative und rücken langsam, aber beständig vor. Geht es nach dem Kreml, soll im Herbst eine große Offensive folgen.

Der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow hat diese am Wochenende angekündigt. Die Ziele sind hoch gesteckt: Putin will nicht nur den Donbass erobern, sondern bis an die Donau vorrücken.

Die ukrainischen Verteidigungslinien im Donbass halten dem inzwischen massiven Truppenaufgebot der Russen dennoch weiter stand. Für Matthias Wasinger, Oberst des Generalstabs des österreichischen Bundesheeres, gibt es keine Anzeichen, dass diese in naher Zukunft komplett durchbrochen werden könnten.

"Hälfte der Fläche von Vorarlberg"

"Man kann jetzt schon feststellen, dass die Sommeroffensive der russischen Streitkräfte nicht die Erwartungen erfüllt hat. Der operative Durchbruch hat nicht stattgefunden", sagt der Offizier bei seiner Lageanalyse am Montag im ORF.

Der Blutzoll von Putins Eroberungsgelüsten ist gewaltig: "Man hat in den letzten Monaten bisschen mehr als die Hälfte der Fläche von Vorarlberg eingenommen. Das hat etwa 30.000 Soldaten das Leben gekostet, und 200.000 Verwundete."

Oberst Matthias Wasinger im ORF-Studio am Montag, 1. September 2025
Screenshot

Kann die Herbstoffensive für die Russen den gewünschten Erfolg bringen? "Danach sieht es aktuell nicht aus. Man kann davon ausgehen, dass die Offensive zwar weiterläuft, aber der operative Durchbruch nicht stattfinden wird", so Wasinger nüchtern.

Der Kreml versuche, seine Truppen bis zum Eintreten der Schlammperiode in eine möglichst günstige Stellung zu kommen. Während dieser Zeit der "Straßenlosigkeit" (ukr. Besdorischschja / ru. Rasputiza) ist es im unbefestigten Gelände fast unmöglich, schweres Gerät zu bewegen.

Drohnen überall

Hinter der Front bei der heftig umkämpften Stadt Pokrowsk sollen die Putin-Generäle rund 100.000 Soldaten für diese Offensive zusammengezogen haben. Kommt es jetzt zum Sturm auf diese ukrainische Festung?

Drohnen sind überall, an der Front bleibt kaum etwas verborgen – auf beiden Seiten.
Evgeniy Maloletka / AP / picturedesk.com

"Die genaue Stärke der massierten Kräfte ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar", erklärt der Heeres-Oberst. Aber: "Von einem Sturm wird man hier wahrscheinlich nicht sprechen können." Denn die russischen Streitkräfte würden inzwischen nur noch in kleinen Trupps von 2 bis 6 Soldaten vorgehen, um Durchbruchstellen in den Verteidigungslinien zu finden. Schaffen sie es, würden sie dann mit eigenen Drohnen ganz gezielt die ukrainischen Drohnenpiloten oder Artillerie bekämpfen.

Die Unmengen an Drohnen in der Luft erschweren das Vorgehen für beide Seiten, sie unterstützen bei der Verteidigung und beim Angriff. "Am Ende des Tages bleibt: Dort wo Soldaten, Soldatinnen, die Füße am Boden haben, ist politische Kontrolle ausübbar. Dementsprechend bleibt es bei den Soldaten und Landstreitkräften, weiter vorzugehen", schildert der Experte die blutige Realität.

"Droht, ein harter Winter zu werden"

Die russischen Streitkräfte führen gleichzeitig ihre Bomben-Kampagne gegen zivile Einrichtungen im Hinterland fort, besonders die Energieinfrastruktur soll vor der Heizperiode wieder in die Knie gezwungen werden. Blackouts, die auch die Wasserversorgung lahmlegen, sind in den Städten wiederkehrende Ereignisse. "Es droht wieder, ein harter Winter zu werden", so Wasinger weiter. Die Ukrainer hätte allerdings gelernt, damit umzugehen.

Was sich aber auch zeigt: Die Bombardierung der Städte lässt die Ukrainer zusammenrücken. "Die Erfahrung hat bis dato aber gezeigt, dass das nicht den Glauben der Bevölkerung an die eigenen Streitkräfte unterminiert. Sondern es stärkt den Zusammenhalt der Bevölkerung. Sie steht hinter den Streitkräften."

Europäische Friedenstruppen?

Die europäischen Verbündeten der Ukraine zimmern gerade an einer Lösung zur Sicherung eines allfälligen Friedens. Kolportierte Pläne sehen auch eigene Truppen auf dem Gebiet der Ukraine vor. Wasinger will diese Überlegungen zum jetzigen Stand noch nicht überbewerten: "Dass Planungen beim Militär für Eventualfälle angestellt werden, ist nichts Außergewöhnliches."

Die Ungewissheiten sind jedenfalls noch riesig. Wie sein Kamerad Markus Reisner stellt auch Wasinger die Mandatsfrage für solche Friedensmission in den Vordergrund:  "Sucht man ein Übereinkommen mit Russland? Wie weit werden sich die Vereinigten Staaten von Amerika einbringen?"

Es ist schlicht zu früh, dies beantworten zu können: "Es gibt hier mannigfaltige Eventualfallplanungen. Es ist wahrscheinlich, dass man auf der Planungsseite zu einem Ergebnis kommen wird, aber es gibt hier zu viele Variablen, um eine solide Abschätzung tätigen zu können." Eine Verlegung von Truppen würde so oder so einige Monate Vorlaufzeit haben: "Das geht nicht über Nacht."

{title && {title} } red, {title && {title} } 04.09.2025, 19:57
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