Bei einem Auftritt von Russlands Generalstabschef Waleri Gerassimow sorgt derzeit ein Kartenausschnitt im Hintergrund für weltweites Aufsehen. Während der Top-General über den Kriegsverlauf in der Ukraine spricht, ist auf der Karte hinter ihm deutlich zu sehen: Die Regionen Odessa und Mykolajiw sind rot eingefärbt – genau wie bereits besetzte Gebiete.
Laut Militärexperten ist das kein Zufall. Vielmehr deutet alles darauf hin, dass Russland seine Kriegsziele offiziell ausgeweitet hat – bis zur Donau und zur Grenze zu Rumänien. Auch Teile von Cherson, Saporischschja und Donezk, die derzeit noch unter ukrainischer Kontrolle stehen, sind auf der Karte Moskaus bereits "integriert".
"Es ist kein Geheimnis mehr, dass die Russen bei solchen Veranstaltungen Symbolik und Informationen verwenden, die sie öffentlich machen wollen", schreibt der rumänische Kriegsberichterstatter Radu Hossu auf der Plattform X. Demnach wolle Putin "offiziell mindestens bis zur Donau vordringen."
Laut dem Kriegsreporter sei diese Symbolik auch "kein Versehen". Stattdessen nutze Russland gezielt solche Bilder, um eine Botschaft zu platzieren. Militärisch hätte ein solcher Vorstoß jedenfalls massive Folgen:
Die gesamte ukrainische Schwarzmeerküste wäre in russischer Hand – samt wichtiger Häfen, Industriezentren und Verkehrsachsen. "Für Moskau seit langem bestehende strategische Ziele", berichtet etwa die Nachrichtenseite "Kyiv Independent".
Russland hat unterdessen der Darstellung von US-Präsident Donald Trump über Absprachen für ein geplantes Dreier-Gipfeltreffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski widersprochen.
Kremlchef Wladimir Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow sagte dem russischen Staatsfernsehen am Rande des Gipfeltreffens der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in China: "Jetzt reden alle über einen trilateralen Gipfel oder ein Treffen zwischen Putin und Selenski, aber eine konkrete Absprache darüber gab es zwischen Putin und Trump nicht."
Trump hatte im August zunächst Putin in Alaska empfangen und kurz darauf Selenski und die europäischen Verbündeten nach Washington geladen, um auf ein Ende des Ukraine-Kriegs hinzuwirken.
Dabei vermittelte er zunächst den Eindruck, dass es Absprachen für ein direktes Treffen zwischen Putin und Selenski gebe. Der Kreml wies dies nicht direkt zurück, verschob ein solches Treffen aber mit der Formulierung, es müsse sehr gut vorbereitet sein, auf unbestimmte Zeit.
Daraufhin hatte Trump zuletzt erklärt, er wisse zwar nicht, ob es zu einem bilateralen Treffen kommen werde, "aber ein trilaterales wird stattfinden". Auch dieser Aussage widerspricht der Kreml nun.
Die Ukraine und führende europäische Politiker werfen dem Kreml vor, auf Zeit zu spielen. Russland gebe sich zwar dialogbereit, verzögere aber Verhandlungen, um seinen seit dreieinhalb Jahren währenden Krieg unterdessen weiterzuführen, so der Vorwurf.