Wien-Wahl

"Heinz-Christian Strache als Song? Let it be!"

Die "Stimme der Bewegung" geht nun selbst für die ÖVP auf Stimmenfang. Peter L. Eppinger spricht mit "Heute" über die Wahl und verteilt Songs.

Louis Kraft
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    Die bisherige "Stimme der Bewegung" geht nun selbst auf Stimmenfang. <em>"Heute"</em> traf die neue Nummer 5 der ÖVP Wien, Peter L. Eppinger&nbsp;in seiner Heimat Ottakring.
    Die bisherige "Stimme der Bewegung" geht nun selbst auf Stimmenfang. "Heute" traf die neue Nummer 5 der ÖVP Wien, Peter L. Eppinger in seiner Heimat Ottakring.
    Sabine Hertel

    Vor drei Jahren verließ Peter L. Eppinger den Radiosender Ö3, um Sebastian Kurz (ÖVP) zu unterstützen. Seither ist er als "Stimme der türkisen Bewegung" unterwegs. Für die Wien-Wahl am 11. Oktober geht Eppinger nun selbst auf Stimmenfang. "Heute" traf die neue Nummer 5 der Stadt-Türkisen in seinem Heimatbezirk Ottakring. Im Interview erzählt Eppinger ,was in Wien gut ist, was besser werden muss und welcher Song zu den Wiener Parteien passt. 

    "Heute": Die wichtigste Frage zuerst – wofür steht das L.?

    Eppinger: "Für Leo. Mein Vater hat mir diese drei Buchstaben mitgegeben. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich 13 Jahre alt war. Danach war mein Vater nicht mehr greifbar. Ich hatte aber das Bedürfnis, ihn in einer Form bei mir zu tragen und habe das über den Namen getan".

    Das L ist aber sehr wandelbar und wird im Wahlkampf für vieles stehen: für Leistbarkeit, Lebenserhaltungskosten, Lebensfreude und Laufen (Eppinger läuft dreimal pro Woche je zehn Kilometer, Anm.

    "Heute": Sie waren jahrelang Journalist, haben den "Ö3-Wecker" und "Wien Heute" moderiert. 2007 waren Sie bei den "Dancing Stars" dabei und haben sich nach EAV-Frontmann Klaus Eberhartinger den 2. Platz ertanzt. Seit rund drei Jahren sind Sie die "Stimme der türkisen Bewegung". Was ist glatter: der Tanzsaal oder das politische Parkett?

    Eppinger: "Ganz klar die Politik. Man hat das im Fernsehen vielleicht nicht gesehen, aber bei 'Dancing Stars' hat meine Partnerin Julia Polai geführt. Beim Tanzen ist die Choreographie klar, in der Politik muss man viel mehr improvisieren. Klar, du lernst die Schritte, aber gehen musst du selbst. Außerdem ist in der Politik weniger Platz als auf dem Tanzparkett."

    "Heute": Sie haben auch jahrelang die "Ö3-Sternstunden" mit der Astrologin Gerda Rogers moderiert – haben Sie sie schon zum Wahlergebnis befragt?

    "Gerda Rogers hat gesagt, die Wahl geht gut aus. Nur halt nicht, für wen".

    Eppinger (lacht): "Das muss ich gar nicht, das sagt sie mir von sich aus. Sie hat gesagt, die Wahl geht gut aus – allerdings hat sie offen gelassen, für wen. Für mich ist Gerda vielmehr Coach als Astrologin, zudem ist sie meine Trauzeugin. Trotzdem verlasse ich mich nicht auf ihre Prognosen, für einen Wahlerfolg müssen wir schon was tun".

    "Heute": Als Ex-Ö3-Moderator kennen Sie sicher mehr Songs als ich. Wenn Sie jeder Partei in Wien einen Song zuordnen müsstest – welche wären das?

    Eppinger: "Gute Frage. Bei der SPÖ wäre das 'I wüs gar ned wissen, ned so genau' von Kurt Ostbahn. Einfach, weil es in Wien Brennpunkte gibt, die die SPÖ lieber negiert. Denn wenn man sich das bisherige Fehlverhalten eingesteht, dann müsste man was dagegen tun. Einige Beispiele wären etwa die Integration, die Zusammenstöße in Favoriten oder Islamschulen.

    "Heute": Und die ÖVP?

    Eppinger: "'Don't stop me now' von Queen. Die ÖVP hat gerade enorm viel Kraft, durch den Rückenwind der letzten Jahre sind unsere Batterien voll. Nun geht es darum, diese Power auf die Wiener Straßen zu bringen".

    "Heute": Grüne?

    Eppinger: "'You can't always get what you want' von den Rolling Stones. Wenn es nach den Grünen geht, lassen sich die Wiener in Öffifahrer, Radler und Autofahrer unterscheiden, es muss aber alles gehen. Es darf hier kein Gegeneinander geben. Man kann schon etwas wollen, das darf aber nicht nur für die eigene Wählerschaft gelten".

    "Heute": Neos?

    Eppinger: "'Yesterday' von den Beatles. Die Neos waren einmal für viele eine Hoffnung, haben aber an Zug verloren".

    "Heute": Wie sieht's mit der FPÖ aus?

    Eppinger: "Wieder Queen: 'Show must go on'. Bei den Freiheitlichen sehe ich sehr viel Show und Inszenierung. Man könnte sagen, der letzte Vorhang ist schon gefallen, trotzdem geht es dahinter weiter".

    "Heute": Und der Song für H.C. Strache?

    Eppinger: "'Let it be' von den Beatles. Im Oktober 2019 sagt er, er tritt von allen politischen Ämtern zurück, ein paar Monate später ist er wieder da. Das kennen wir ja schon von jemand anderem".

    "Heute": Wie ist für Sie der Wechsel von der Stimme zum Stimmenfang? Und werden Sie die "Stimme der Bewegung" bleiben?

    "Ich bin der einzige Politiker, der zu Recht sagen kann, alles was ich mache, ist für den Hugo".

    Eppinger: "Spannend. Dass ich für andere die Stimme erhebe, ist ja für mich nichts Neues, das mache ich gerne für Sebastian Kurz und Gernot Blümel. Das habe ich bei Ö3 gemacht und als Sprecher der Neuen Volkspartei. Dass ich mich nun selbst in den Mittelpunkt stelle und für mich Werbung mache, muss ich erst lernen. Ich bin aber kein Quereinsteiger in dem Sinn und was ich auf jeden Fall sagen kann, ist, dass ich der einzige Politiker bin, der zu Recht sagen kann: 'Alles was ich mache, ist für den Hugo'". (Erklärung: Hugo ist Eppingers dreijähriger Sohn).

    "Ich bin und bleibe ein bewegter Mann. Ob ich es in den Gemeinderat schaffe, entscheiden die Wähler. Wenn ja, werde ich aber Sprecher bleiben, das geht sich beides aus".

    "Heute": Bei Ihrem Wechsel zur ÖVP haben Sie gesagt, Sie wollen Sebastian Kurz unterstützen, weil er "Strukturen aufgebrochen" hat. Welche Strukturen müssten aus Ihrer Sicht in Wien aufgebrochen werden?

    Eppinger: "Was Wien braucht, ist echte Bürgerbeteiligung. Nehmen wir als Beispiel den Johann Nepomuk Berger-Platz in Ottakring. Der hat funktioniert, dann wurde er umgebaut und seither ist nur Stau. Dasselbe gilt für die Wiener Innenstadt: Auch hier braucht es keine Alibi-Aktionen, sondern echtes Miteinander und Reden auf Augenhöhe. Denn es macht das Wesen von Politik aus, auch für jene zu arbeiten, die dich nicht gewählt haben." 

    "Zudem braucht es Transparenz. Ich will als Wiener wissen, was mit dem Steuergeld passiert, etwa welche Vereine gefördert werden. Und es braucht mehr Kontrolle, etwa bei Privatkindergärten oder Islamschulen – und nicht erst dann, wenn etwas passiert."

    "Heute": Auf welche Bereiche wollen Sie ihre politischen Schwerpunkte legen?

    Eppinger: "Als Familienvater und Ehemann sind mir die Themen Familie und Verkehr wichtig. Was mich zum Beispiel wirklich nervt, ist die Parkraumbewirtschaftung in Wien. Es ist okay, dass man für die Benützung des öffentlichen Raumes zahlt, aber das jetzige System ist ein Fleckerlteppich, bei dem sich niemand auskennt. Ich habe etwa ein Parkpickerl für den 16. Bezirk, in der Ottakringer Straße muss ich trotzdem eine Parkuhr legen, weil es eine Einkaufsstraße ist. Die ÖVP Wien hat ein klares 3-Zonen-Modell vorgeschlagen, das Klarheit schaffen würde. Denn jetzt weiß niemand, wie lange man wo parken darf."

    "Heute": Was sind aus Ihrer Sicht die drei vorrangigsten Probleme vor denen Wien steht?

    "Müssen Probleme bei Integration anerkennen und ernstnehmen".

    Eppinger: "Als allererstes die Coronakrise. Wir müssen jetzt alle gemeinsam und über die Parteigrenzen hinweg an einem Strang ziehen, um die größte Gesundheits- und Wirtschaftskrise, die wir je erlebt haben, möglichst gut zu überstehen. Der Wahlkampf beginnt noch früh genug. Als zweites Thema sehe ich die Sicherheit, dicht gefolgt von Integration. Nun gilt es, Probleme anzuerkennen und ernst zu nehmen. Wenn über 50% der Kinder in der Schule nicht deutsch sprechen, dann kann das nicht gut sein. Denn dadurch verlieren sie nicht nur die Teilhabe an der Gesellschaft, sondern bekommen später am Arbeitsmarkt echte Probleme".

    "Heute": Wie hat Dich Corona selbst betroffen, wie Deine Familie?

    Eppinger: "Ich hatte Glück, ich und meine Familie sind gesund geblieben, wir haben unsere Jobs behalten und ich habe fünf Kilogramm zu genommen (schmunzelt). Es gab zwar eine Ausgangssperre, aber keine Eingangssperre im Sinne der Essenszufuhr. Und im Home Office ist der Weg zum Kühlschrank deutlich kürzer als in der Arbeit".

    "Ich habe während der Corona-Hochphase mehr Zeit mit meiner Familie gebracht. Und leider vielen gute Besserung wünschen müssen. Denn ich kenne zwei Handvoll Menschen, die am Coronavirus erkrankt waren. Einer hat beim Stiegensteigen noch immer Probleme mit der Lunge. Das härteste war für mich aber, meine Familie nicht umarmen zu können".

    "Heute": Bundeskanzler Kurz hat bereits erklärt, er werde in Österreich Urlaub machen. Wo werden Sie urlauben?

    Eppinger: "Am Ossiacher See. Meine Frau ist Kärntnerin, da bietet sich das an. Und Österreich ist ein tolles Land zum Urlaub machen".

    "Heute": Die ÖVP Wien hat die Stadt mehrfach für die zu laschen Sicherheitsmaßnahmen kritisiert und dafür, dass Wien nicht die Polizei zur Kontrolle von Quarantäne-Patienten einsetzt. Ich frage mal anders rum: Was hat die Stadt aus Ihrer Sicht richtig gemacht?

    Eppinger: "Wien ist eine schöne Stadt. Ich finde es super, dass man von Ottakring in 15 Minuten mit der U3 am Stephansplatz ist und dass Wien sauber ist. Da muss man auch mal jenen, die täglich unsere Stadt säubern, ein Lob aussprechen. Für eine tolle Stadt muss man aber was tun, was die Regierungen der letzten Jahre sicher getan haben. Ich gehe aber davon aus, dass Politik nicht zum Selbstzweck gemacht wird, sondern im Dienst der Stadt und des Landes. Und man muss nicht per se alles schlecht reden, was von einem politischen Mitbewerber kommt. Und ich lasse mich gerne überzeugen."

    "Wien hat sehr lange einen hemdsärmeligen und nahbaren Bürgermeister gehabt. Bei all seinen Fehlern hatte Michael Häupl Ecken und Kanten und war ein echter Mensch. Das jetzige Team ist für mich aber nicht sehr nahbar".