Als der Burj Khalifa im Jahr 2010 eingeweiht wurde, glaubten nicht viele daran, dass jemals ein noch höheres Gebäude gebaut werden könnte. Der höchste Wolkenkratzer der Welt in den Vereinigten Arabischen Emiraten galt als einmaliges Bauprojekt. Doch bereits ein Jahr später wurden die Pläne für den Jeddah Tower vorgestellt. Ein Wolkenkratzer im Nachbarland Saudi-Arabien, das den Burj Khalifa deutlich übertrumpfen sollte.
Der Burj Khalifa, aktuell immer noch das höchste Gebäude der Welt, ist 828 Meter hoch. Der Jeddah Tower sollte diesen Rekord um satte 179 Meter übersteigen – und eine Gesamthöhe von bis zu 1007 Metern erreichen.
Daraus wurde aber erst mal nichts: 2013 begannen die Bauarbeiten, 2018 wurden sie bei 256 Metern eingestellt. Eine geplante Wiederaufnahme 2020 scheiterte. Jetzt geben die Entwickler bekannt, dass der Turm bis 2028 fertig sein soll.
"Die Bauarbeiten am Jeddah Tower, einem globalen Symbol für Ambitionen und Fortschritt, wurden offiziell wieder aufgenommen", schreibt der Entwickler Kingdom Holding Company. Verantwortlich für das Design ist Adrian Smith + Gill Gordon Architecture, ein Architekturbüro aus Chicago. Beteiligt am Projekt ist auch die oberbayerische Bauer AG, deren saudi-arabisches Tochterunternehmen die Stützpfähle geliefert hat, sowie der finnische Lifthersteller Kone.
Aktuell hat man mit dem 64. Stockwerk begonnen. Man rechne damit, alle vier Tage ein weiteres Stockwerk fertigstellen zu können, erklärte ein Sprecher der Kingdom Holding Company. Insgesamt sind über 200 Etagen geplant. Nach seiner Fertigstellung wird der Jeddah Tower das Herzstück eines neuen, im Bau befindlichen Viertels im Norden der Stadt sein.
Der Wolkenkratzer wird ein Four Seasons Hotel, Wohnungen, Büros und den höchsten Aussichtspunkt der Welt im 157. Stockwerk beherbergen. Wer ganz nach oben will, der muss aber umsteigen: Einen einzelnen Liftschacht mit über einem Kilometer Länge zu bauen, ist nicht möglich. Besucherinnen und Besucher müssten bis zu dreimal umsteigen, um den obersten Stock zu erreichen.
Die Jeddah Economic City ist allerdings bei weitem nicht das einzige riesige Bauprojekt in Saudi-Arabien. In den vergangenen Jahren begannen auch die Bauarbeiten an zahlreichen Projekten unter dem Namen Neom, einzelne Gebiete, wie die Ferieninsel Sindalah, sind bereits fertig.
Das Projekt ist wegen möglicher Verstöße gegen Menschenrechte, darunter Vertreibung der lokalen Bevölkerung und Erschießungen sowie Umweltverschmutzung umstritten. Lina Alhathloul von der Menschenrechtsorganisation ALQST sagt, dass das Projekt "auf dem Blut der Saudis" gebaut werde. So wurden drei Personen, die vor Ort gegen das Projekt protestiert haben sollen, zum Tode verurteilt. Saudi-Arabien bestreitet die Vorwürfe und sagt, die drei Personen seien Terroristen gewesen. Über die Zustände in den anderen Planstädten ist wenig bekannt.
